München ist die einzige deutsche Großstadt, die ankündigte, das ganze Stadtgebiet mit Fernwärme versorgen zu wollen. Das ist an energiepolitischer Innovationskraft nicht zu unterschätzen. Zwar gibt es mittlerweile in Deutschland geschätzt rund 2 Millionen Photovoltaikanlagen. Doch die meisten sind auf dem Land. Die Gründe sind einfach:
Fernwärme-Systeme, die aus dem Boden oder der Luft natürliche Wärme abziehen und dann zum Heizen verwenden, lassen sich in kaum einem städtischen Mehrfamilienhaus installieren.
Wo sollen die Anlagen hin? Ein Berliner Innenhof hat in der Regel Platz für Fahrradständer und Mühltonnen, nicht aber noch für eine Wärmepumpe. Und die Installation nach vorne zum Gehweg schließt sich ebenso aus – aus Platzgründen, wie aus ästhetischen.
Ähnlich schwierig ist es mit Photovoltaik: Wo sollen die Module hin? Im 90-Gradwinkel an die Hauswände bringt nichts, da die Sonne nicht im 90 Grad-Winkel auf der Erde aufschlägt. Außerdem sind städtische Straßen eng und die Morgen- oder Abendsonne schlägt bei den wenigsten Häusern in einem einigermaßen günstigen Winkel über viele Stunden auf.
Bliebe also in Mietshäusern beispielsweise in Köln Kalk, Berlin Prenzlauer Berg, Berlin Charlottenburg oder Hamburg Winterhude meist nur das Dach zur Installation von Solarmodulen oder Solarthermien-Anlagen. Doch Dachflächen sind klein und es können nicht genügend Solarmodule oder Solarpanele installiert werden, um alle Mieter mit Strom oder Warmwasser zu versorgen.
Das heißt: Am Ende sind Solarmodule oder Solarpanele nur eine kleine relativ teure Ergänzung in einem städtischen Mehrfamilienhaus. Gerade die Beheizung muss nach wie vor entweder über Öl oder das deutlich billigere Gas erfolgen. Und auch Solarstrom, der theoretisch über Solarmodule auf Dächern der Mehrfamilienhäuser produziert werden könnte, reicht nun mal nicht für großstädtische Mehrfamilienhäuser.
Egal, wie es einige Politiker öffentlich gerne hin und her reden: Die einzige massentaugliche CO2-neutrale Lösung gerade zur Warmwasseraufbereitung, also für die Heizung, die Küche oder das Duschen, ist Fernwärme. Also Fernwärme, wie es die Stadt München vormacht.
Das heißt: Wer komplette CO2-Neutralität erreichen will als Politiker muss vor seiner eigenen Türe kehren und ein solches Projekt als staatliche Großinvestition in die Infrastruktur angehen und selbst Fernwärmeanlagen aufbauen. Eine Milliarden Investition.
Deshalb ist die bisherige CO2-Steuer ein Abwälzen von Verantwortung auf Bürger. Da kann Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) noch so oft davon schwärmen, mit der neuen Kohlendioxid-Steuer würde man den Ausstoß von Treibhausgasen verteuern und so den Klimaschutz verbessern.
Fakt ist: Die CO2-Steuer wird zwar nicht direkt den Bürgern fürs Heizen in Rechnung gestellt, aber den Energieanbietern. Diesen bleibt wiederum gar nichts anderes üblich, als die Mehrkosten für CO2-Ausstoß, also die CO2-Steuer, an ihre Kunden weiterzugegeben.
Und Vermieter werden wiederum sicherlich nicht die Mehrkosten für die Beheizung von Wohnraum privat übernehmen. Das heißt:
Nebenkosten stecken sich aber nicht Vermieter in die Tasche, wie es Berlin gerne im Rahmen seiner drastischen und rechtlich umstrittenen «Mietpreisbremse» suggeriert. Nein:
Nebenkosten sind Kosten für Müllabfuhr, Warm- und Kaltwasser, Schneeschippen, Hausmeister, Licht im Flur und Keller, Feuerschutzversicherung, Grundsteuer, Hausverwaltung und und und. Ein 20-Parteienhaus hat im Jahr leicht über 100.000 Euro Nebenkosten.
Nach Berechnungen des Eigentümerverbandes Haus & Grund würden Mieter und Eigentümer je nach Größe des Objektes mit bis zu 1586 Euro pro Jahr zusätzlich durch die neue C02-Steuer belastet werden.
Eine vierköpfige Familie in einem Einfamilienhaus mit Gasheizung müsse ab 2020 183 Euro für den CO2-Ausstoß zusätzlich bezahlen.
Bei Ölheizungen sieht es anders aus: Öl ist sowieso mit der teuerste Rohstoff zur Warmwassergewinnung. Denn die Zeiten, da Öl billig gerne in großen Tanklastwagen in Privathäusern oder Mehrfamilienhäusern abgenommen wurde, sind seit 30 oder 40 Jahren vorbei.
So wundert nicht, dass eine 4-köpfige Familie, welche das Pech hat, in einem Haus mit einer Ölzentralheizung zu wohnen, künftig 308 Euro pro Jahr mehr bezahlen soll wegen der CO2-Emissionen. Monatlich sind das rund 25 Euro netto.