Extinction Rebellion Mitbegründer sorgt für Wirbel rund um Holocaust Äußerung

Der Extinction Rebellion-Mitbegründer Roger Hallam sieht den Holocaust und Mord an Millionen Juden, Homosexuellen, Behinderten, Sozialdemokraten oder Kommunisten und sonstiger politischer Gegner der Nationalsozialen im Zweiten Weltkrieg als ein weiteres schlimmes Zeugnis der Bestialität in der Menschheitsgeschichte.

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Das Holocaust-Mahnmal in Berlin beim Brandenburger Tor.

Etwas flapsig sagte er in einem Interview, dies sei ein «weiterer Scheiß in der Menschheitsgeschichte». Wer das Interview liest, versteht, dass er keinesfalls damit den «Holocaust» relativieren wollte, wie einige Politiker jetzt befürchten. Wohl aber wollte der Klimaaktivist daran erinnern: Die Menschen haben schon immer riesige Verbrechen an sich selbst und damit an der Menschheit begangen.

In einem Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT hatte der weltweit bekannte Klimaaktivist Hallam gesagt: «Tatsache ist, dass in unserer Geschichte Millionen von Menschen unter schlimmen Umständen regelmäßig umgebracht worden sind».

Menschheitsverbrechen wie der Genozid habe es in den vergangenen 500 Jahren immer wieder auf die eine oder andere Art gegeben. «Um ehrlich zu sein, könnte man sagen: Das ist ein fast normales Ereignis», so Roger Hallam. Er empfinde den Holocaust als «ein weiterer Scheiß in der Menschheitsgeschichte».

 

Kommentar

Wer jemals auf der Welt herumgereist ist, weiß: Gerade der Westen - Frankreich, Spanien, Portugal, Holland, England, die U.S.-Amerikaner haben über Jahrhunderte auf zwei Dritteln der Welt in Bilanz Hunderte Millionen Menschen als Sklaven gehalten, als Gegenstände, die keinerlei Rechte hatten. Doch auch in Russland oder China war das über Jahrtausende Alltag.

Man tat mit diesen Sklaven, was man wollte. Millionen mussten an sechs oder gar sieben Tagen der Woche bis zu 16 Stunden am Tag auf Farmen oder in Bergwerken schuften, die für sie in Tausenden Fällen nicht viel anders gewesen sein müssen, als ein Konzentrationslager.

Die Sklavenhalter peitschten bei kleinsten «Vergehen», Frauen, Kinder und Männer aus, schossen sie wie räudige Hunde ab, erschlugen sie, schlachteten sie oft mit Messern ab, ermordeten sie mit Ächsten oder Knüppeln, vergewaltigten sie, zogen ihnen bei lebendigem Leib die Haut vom Kopf.

Kollektives Gedächtnis ist vor allem virtuell

Dass der Holocaust so singulär in der Geschichte im kollektiven Gedächtnis ist, liegt an den schrecklich-bestialischen Bildern, die wir zum ersten Mal übermittelt bekommen haben. Diese Bilder sind Zeugnisse eines Traumas unendlichen Ausmaßes. Des Traumas der abgründigen Bosheit, wozu Menschen fähig sind, aber auch schon immer fähig waren.

Nur gab es vor 1835 noch keine Fotos. Auch gab es vor dem Ersten Weltkrieg noch kein weltweit massenhaft vebreitetes Giftgas, mit dem Menschen in KZs umgebracht werden hätten können.

Wenn man aber weiß, wie Millionen Afrikaner über Jahrhunderte vor allem von den Briten, Portugiesen, Spaniern, Franzosen, Holländern alleine auf dem afrikanischen Kontinent «eingefangen» wurden. Wenn man weiß, wie man die "Eingefangenen" zwang, sich in allen Ecken und Enden Afrikas nackt auszuziehen, sich in Ketten legen zu lassen, dem graut schon alleine davor.

Doch das ist nicht das Ende der Verbrechen alleine in Afrika: Hunderttausende Schwarze, Farbige, Männer wie Frauen, Kinder wie Jugendliche wurden millionenfach nackt auf Galeeren getrieben mit Fußketten. Dort mussten sie dann Tag und Nacht als Sklaven sich zu ihren wartenden Häschern, Käufern in Übersee selbst «verschiffen.»

Millionen Sklaven mussten über den Atlantik sich selbst "verschiffen"

Noch heute kann in Barcelona eine solche Galeere besichtigt werden. Die Sklaven waren während dem Rudern über den Atlantik angekettet und durften noch nicht einmal fürs Klo aufstehen. Man musste einfach hinter sich auf den Boden im Sitzen machen – angekettet, während man weiter rudern musste, oftmals Rudern bis in den Tod. Schlaf gab es nicht oder nur auf der Bank. Folter pur.

Vor dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg standen die damals angewendeten perversen Arsenale der Mordtechniken oftmals in der Welt rein technisch noch nicht zur Verfügung. Richtig ist aber auch: So systematisch waren sie dokumentiert einfach noch nicht eingesetzt worden. Das alles macht das Holocaust-Verbrechen eben doch sehr singulär.

Verbrechen in der Geschichte der Menschheit hat eine lange Kette

Wir sollten nie vergessen: Die Sklavenhaltung wurde in den USA erst vor etwas mehr als 150 Jahren abgeschafft – 1865. Doch ob Mauritius, Kuba, Indien, Malaysia, Südafrika, Algerien, Ägypten, Irak, Iran – und Dutzenden anderer von europäischen Staaten annektierter und über Jahrhunderte ausgebeuteter und ausgebluteter Länder:

Überall wurden in der Menschheitsgeschichte Millionen Menschen schlimmer als Tiere behandelt, gefangen gehalten und ermordet. Insofern:

Ja, der Holocaust reiht sich ein in eine Menge bestialischer Menschheitsverbrechen. Singulär ist aber, dass es eben im Holocaust schon genügte, dass man nur einer bestimmten Religion angehörte, eben dem Judentum, um schon ermordet und eingesperrt zu werden. Man könnte aber auch sagen: Und in Afrika genügte schon die Hautfarbe.

Fakt ist: Andersdenkende, Andersgläubige (Hexenverfolgung im Mittelalter, auch Judenverfolgung oder Ermordung von Christen unter den Römern oder von Abtrünnigen von der Katholischen Kirche nach der Reformation), Andersfarbige oder Schwule wurden schon immer weltweit millionenfach ermordet. Und sie werden es oftmals noch heute - manchmal im Geheimen, manchmal sogar recht offen zu Tausenden oder Zehntausenden.

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