Windkraft, Wasserkraft Christoph Brand von Axpo-Gruppe zur mangelnden Strom-Liberalisierung in der Schweiz

Im Gegensatz zu Deutschland, wo es bereits seit 1998 Dank der durch die EU eingeführten Marktliberalisierung unter den Stromversorgern privaten Wettbewerb gibt, sieht dies im Nachbarland Schweiz anders aus. Hier ist ein Großteil besonders des Strom-Energiemarkts nach wie vor in staatlich-kommunaler Hand der klassischen Stadtwerke. Einer der großen Player in der Schwiez, wie das Land gerne von deutschsprachigen Landsleuten genannt wird, ist die 2001 gegründete Axpo Gruppe. Die staatlich-kommunale Axpo Holding AG sitzt in Baden im Kanton Aargau.

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Die Schweiz wie aus dem Bilderbuch. Hier das künstlich im Schweizer Kanton Graubünden nachgebaute Heidi-Land. Vor allem für Kinder und Junggebliebene ist das im Sommer ein schönes Ausflugsziel.

Nach eigenen Angaben sei die Axpo „die grösste Schweizer Produzentin erneuerbarer Energien“. Man sieht sich „international führend im Energiehandel und in der Vermarktung von Sonnen- und Windenergie“. Axpo beschäftigt 5000 Mitarbeiter und ist in 30 Ländern Europas sowie in den USA aktiv. Wie fast jeder Energieanbieter reklamiert Axpo für sich, man biete „innovative Energielösungen auf der Basis modernster Technologien“.

Öffnung in der Schweiz?

Nun gab Axpo-Chef Christoph Brand der Neuen Zürcher Zeitung ein interessantes Interview. Auf die Frage der NZZ, wie Brand die Chance auf eine vollständige Öffnung im Stromversorgungsmarkt der Schweiz sehe, sagte er:

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schweiz im europäischen Umfeld eine Halbmonopolinsel bleiben kann. Dafür sind wir zu vernetzt mit Europa, und die Vernetzung im Strombereich wird nur noch zunehmen. Eine Teilabschottung wird nicht möglich sein. Auch der Ruf der Kunden nach Wahlfreiheit nimmt zu, zu Recht, selbst wenn vielleicht am Ende nur eine Minderheit der Kunden den Stromanbieter wechseln wird, wie man es in der Telekommunikation erlebt hat.

 

Auch wenn viele in Photovoltaik die wichtigste Zukunft im Energiemarkt sehen, so erklärt der Axpo-Chef dazu:

„Grosse Flächenanlagen muss man in der Schweiz wohl vergessen. Es gab solche Projekte, sie sind an Einsprachen oder Entscheiden der Behörden gescheitert. Die Schweizerinnen und Schweizer müssten das akzeptieren, dass auch in den alpinen Regionen Photovoltaikanlagen stünden. Aber werden wir es tun? Es verbleiben also in erster Linie kleinere Anlagen bei den Privaten. Im Ausland gibt es genügend Beispiele, wie ein Förderregime ausgeschaltet werden muss, damit Anlagen ohne Eigenverbrauch gebaut werden. Derzeit ist das bei uns viel zu wenig attraktiv.“

Über die Wasserkraft teilte der Axpo-Verantwortliche zudem mit, es gebe in der Schweiz Wasserkraftwerke, die „tiefrot sind, bei denen aber ein Verkauf aus verschiedenen Gründen nicht realistisch ist“. Wasserkraft als Energielieferant sei in der Schweiz so oder so „rückläufig“. Als Grund nannte er unter anderem Schweizer Wasserzinsen, „die ein Drittel der Kosten ausmachen“.

Und über Windkraftanlagen führte er aus: „Windenergie geht nicht, weil niemand sie in seiner Nähe will und die topografischen Voraussetzungen ungünstig sind.“

Quelle: Der Schweizer Strompreis wird in Deutschland gemacht, Neue Zürcher Zeitung, 21.9.2020, Wirtschaft, Seite 17.

Kommentar

Die Öffnung des Energiemarktes hat in Deutschland zu zahlreichen Pleiten von Energieversorgern geführt, da Abschlüsse in der Regel über das Internet gemacht werden.

Hier teilen sich im Wesentlichen nur zwei Plattformen den Energiemarkt auf, über welche neue Energie-Anbieter ihre Tarife letztlich anbieten müssen, da sie sonst kaum Chancen auf neue Kunden haben: Verivox und Check24.

Diese beiden Plattformen spielen aber keine gute Rolle, da sie das Unwesen mit "Sofortboni" für neue Stromkunden vorantreiben, ebenso mit "Jahresboni" für Neukunden. Da diese „Boni“ leicht einige Hundert Euro betragen können, treibt das die Energieversorger häufig in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Und wer nicht mitmacht, wird schlecht gelistet und kriegt folglich kaum Neukunden.

Das führt dazu, dass Hunderttausende Strom-Wechsler zwar einen neuen Stromtarif in Deutschland abschließen, aber diese Neukunden in der Regel die ersten zwei Jahre für den Energieversorger defizitär sind. Hauptgewinner in diesem üblen Spiel sind Check24 und Verivox, die durch von Energieversorger gelistete Energietarife Hunderte Millionen Euro an Provisionen abschöpfen. Pleiten im Energiemarkt sind deshalb auch direkt ihre Mitschuld. Zuletzt machte der Konkurs der BEV Energie Schlagzeilen, der auch auf die Konten von Check24 und Verivox geht, die viele Millionen mit der BEV verdient hatten. Der BEV-Konkurs riss letztlich auch die Schweizer Holding, die Genie Holding, in den Konkurs.

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