Stromdiebstahl in Deutschland: 3.851 Anzeigen im Jahr 2017

Seit Jahren steigt der Energiepreis kontinuierlich an – und mit ihm auch die Zahl der Stromdiebe. Allein im Jahr 2017 wurden 3.815 Anzeigen wegen Stromdiebstahls bei den Behörden aufgegeben. Städte in Nordrhein-Westfalen sind einer aktuellen Auswertung zufolge besonders häufig betroffen.

pixabay/geralt
Stromzähler werden beim Stromdiebstahl häufig manipuliert

In den vergangenen Jahren sind die Energiekosten nahezu explodiert. Die Stromrechnung steigt nahezu jährlich an und einige Verbraucher sehen sich jetzt schon nicht mehr in der Lage, diese zu begleichen. Das weckt wiederum die kriminelle Energie mancher Betroffener, den Strom-Zähler zu manipulieren. Im Fachjargon wird dieses Vorgehen auch als „Entziehung elektrischer Energie“ bezeichnet.

Strom als Diebesgut

Neben einer Manipulation des Stromzählers fallen darunter auch jene Fälle, bei denen sich die Diebe über selbstverlegte Kabel am Strom des Nachbarn bedienen. Strafbar macht sich zudem jeder, der besonders niedrige Zählerstände bei seinem Energieversorger angibt. Die Motive der Täter sind dabei äußerst vielschichtig. Einige möchten einfach die Stromrechnung klein halten. Andere hingegen wurden wegen offener Rechnungen vom Netz genommen und zapfen nun beim Nachbarn an. Schließlich ist Strom in der heutigen Zeit von elementarer Bedeutung. Ohne ihn läuft nichts.

 

Ganz gleich, welche Gründe für den Stromdiebstahl ursächlich sind, fakt ist: Die Täter machen sich strafbar. Wer den Stromverbrauch zu seinen Gunsten manipuliert, muss mit Geld- oder mehrjährigen Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen. Doch offenbar lassen selbst diese drakonischen Strafen viele Stromdiebe kalt. Allein in 2017 gab es 3.851 Anzeigen wegen Stromdiebstahls, wie eine Auswertung von stromanzeiger.de ergab. [1]

Stromklau-Hochburgen: Solingen, Gelsenkirchen, Duisburg und Oberhausen

Die Studie des Energieblogs zeigt zudem, in welchen deutschen Städten Stromdiebstahl am häufigsten geschieht. Hierzu wurden Daten des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2017 ausgewertet und ein exklusives Städte-Ranking erstellt. Dabei konnten gravierende regionale Unterschiede festgestellt werden. So sind die Stromdiebe vor allem in nordrhein-westfälischen Städten aktiv, während der süddeutsche Raum kaum betroffen ist.

Mit 24 Anzeigen je 100.000 Einwohner (EW) im Jahr 2017 belegt Solingen den Spitzenplatz im Stromklau-Ranking. In absoluten Zahlen kamen 38 Fälle zur Anzeige. Auf Platz 2 folgt Gelsenkirchen mit 23 Straftaten je 100.000 Einwohner (absolut: 61 Anzeigen). Auf dem dritten Platz landet Duisburg mir eine Quote von 21 Delikten je 100.000 Einwohnern (absolut: 107).

Gemessen an der Straftaten-Anzahl je Einwohner folgen Oberhausen (18 je 100.000 EW, absolut: 38), Salzgitter (16 je 100.000 EW, absolut: 17), Magdeburg (16 je 100.000 EW, absolut: 38), Hildesheim (16 je 100.000 EW, absolut: 16), Herne (15 je 100.000 EW, absolut: 23), Schwerin (15 je 100.000 EW, absolut: 14), Halle/ Saale (14 je 100.000 EW, absolut: 33).

Recklinghausen (13 je 100.000 EW, absolut: 15), Chemnitz (13 je 100.000 EW, absolut: 32), Hagen (13 je 100.000 EW, absolut: 24), Erfurt (12 je 100.000 EW, absolut: 25), Dortmund (11 je 100.000 EW, absolut: 64), Cottbus (10 je 100.000 EW, absolut: 10), Osnabrück (10 je 100.000 EW, absolut: 16), Wuppertal (10 je 100.000 EW, absolut: 34), Saarbrücken (9 je 100.000 EW, absolut: 17), Bottrop (9 je 100.000 EW, absolut: 11), Krefeld (9 je 100.000 EW, absolut: 21), Leipzig (9 je 100.000 EW, absolut: 51). [2]

Kein Stromklau in Ingolstadt und Heilbronn / Kaum Anzeigen in München, Würzburg, Erlangen, Karlsruhe und Rostock

Laut den Recherchen von stromanzeiger.de finden sich in den polizeilichen Statistiken für das Jahr 2017 keine Stromdiebstahl-Anzeigen für die Städte Ingolstadt und Heilbronn.

Jeweils nur eine Anzeige je 100.000 Einwohner gab es in München (absolut: 10 Delikte), Würzburg und Erlagen (absolute jeweils eine Anzeige), Karlsruhe (absolut: 4) und Rostock (absolut: 3). [3]

Der Stromdieb

Stromdiebe werden nur selten auf frischer Tat erwischt. „Den Stromversorgern fällt der Diebstahl meist auf, wenn der Stromverbrauch eines Kunden im Vergleich zum Vorjahr drastisch gesunken ist. So wird es vor allem auffällig, wenn Selbstableser besonders niedrige Zählerstände melden“, erklärte Thomas Neubert von der Bayerischen Energieversorgung.

In unregelmäßigen Abständen überprüfen auch die Netzstellenbetreiber vor Ort die Unversehrtheit der Stromzähler. Unerlaubt gelegte Kabel und eigenmächtig gespannte Drähte springen dabei den Strom-Ableseteams sofort ins Auge. Aber auch anonyme Anzeigen, etwa von Hausbewohnern, rufen die betreffenden Energieversorger und die Polizei auf den Plan. [4]

Was dann für den ertappten Kriminellen folgt, übersteigt die eingesparten Stromkosten durch hohe Nachforderungen und Geldstrafen bei weitem. In besonders schweren Fällen riskiert der Stromdieb sogar Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Zudem kann auch der Vermieter eine außerordentliche und fristlose Kündigung des Mietvertrags vornehmen, wenn man beim Stromabzapfen erwischt wird. [5]


Einzelnachweise

[1] BDEW - Strompreisanalyse Mai 2018, bdew.de aus Mai 2018. Abruf am 05.11.2018; Manipulierte Zähler - Stromklau nimmt zu, von Janet Lindgens, waz.de vom 11.12.2012. Abruf am 05.11.2018 und Strom wird häufiger zum Diebesgut, von Matthias Fricke, volksstimme.de vom 14.04.2014. Abruf am 05.11.2018.

[2] Polizeiliche Kriminalstatistik 2017, bka.de aus Mai 2018. Abruf am 05.11.2018.

[3] Polizeiliche Kriminalstatistik 2017, bka.de aus Mai 2018. Abruf am 05.11.2018.

[4] Stromdiebstahl – eine Alternative beim Stromsparen?, erdgas-schwaben.de. Abruf am 05.11.208 und Strom wird häufiger zum Diebesgut, von Matthias Fricke, volksstimme.de vom 14.04.2014. Abruf am 05.11.2018.

[5] Landgericht Osnabrück: Stromdieb muss nun doch in Haft, von Heiko Kluge, noz.de vom 11.03.2013, Abruf am 05.11.2018; Haftstrafen für riskanten Stromdiebstahl, von Stefan Sauer, mainpost.de vom 21.07.2017. Abruf am 05.11.2018 und Strom wird häufiger zum Diebesgut, von Matthias Fricke, volksstimme.de vom 14.04.2014. Abruf am 05.11.2018.


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