Fast 344.000 Haushalten wurde der Strom gesperrt

Besonders im bevorstehenden Advent leuchten, blinken und strahlen Lampen, Lichterketten und andere leuchtende Dekorationen um die Wette. Dennoch gibt es in Deutschland viele Menschen, die im Dunkeln sitzen. Denn ihnen wurde der Strom abgeklemmt. Nach ersten Verlautbarungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) waren allein im Jahr 2017 innerhalb und außerhalb der Grundversorgung fast 344.000 Haushalte ohne.

Report Mainz vom 6.11.2018, Beitrag: "Ausgeschaltet".
Nichts geht mehr: Bei Stromsperren sind die Messenstellen ohne jede Funktion.

Die Anzahl der sogenannten Sperrandrohungen liegt bei mehr als 4,8 Millionen. Damit verzeichnete die Agentur einen Anstieg um 14.000 Sperren gegenüber dem Jahr 2016. Die Anzahl der Androhungen einer Stromsperre ging auf etwa 4,8 Millionen zurück. Genaue Zahlen folgen im Monitoringbericht der BNetzA Ende November 2018. [1]

Stromsperren letztes Mittel der Energieversorger

Die Gründe für Zahlungsrückstände, Mahnungen, Sperrandrohungen und letztlich Stromsperren sind unter anderem immer weiter steigende Strompreise. [2] Viele Bundesbürger können schlicht ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen. Besonders sind Sozialhilfeempfänger, Rentner und Geringverdiener von der Energiearmut betroffen. [3] Dies bestätigt auch die Sendung REPORT Mainz vom 6.11.2018 in dem Beitrag „Abgeschaltet“. [4]

Teilweise resultiert es aber auch aus zu niedrigen Abschlägen, die vereinbart worden sind und zu hohem Stromverbrauch. So sind letztlich die 328.483 Stromsperren nur der Gipfel des Eisberges. Denn noch weit mehr deutsche Haushalte haben Probleme mit ihrer Stromrechnung. So drohten im BNetzA-Beobachtungszeitraum Stromversorger ihren Kunden 6.601.384 Millionen Mal, den Strom abzuklemmen. [5]

 

Stromsperren sind nur als letztes Mittel der Energieversorger bei Zahlungsrückständen von mindestens 100 Euro, mehreren Mahnungen und einer Sperrandrohung mit letzter Zahlungsfrist möglich. [6] Aus den Daten der BNetzA geht hervor, dass im Durchschnitt bei einem Rückstand von rund 119 Euro eine Sperrung durch die Energieversorger angedroht wurde. [7]

Zudem kann eine Stromsperre auch verhängt werden, wenn ein Haushalt Sicherheitsvorschriften missachtet (etwa den Stromzähler manipuliert) oder Strom am Zähler vorbei abzweigt. [8]

Die Anzahl der von Stromsperren betroffenen Haushalte stieg im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas an.Daten für 2011 bis 2016 aus Monitoringbericht 2017, bundesnetzagentur.de / Sperrungen in 2016 innerhalb und außerhalb der Grundversorgung. Sonstige Jahre Sperrungen nur innerhalb der Grundversorgung. Daten für 2017 von faz.net (vgl. Fußnote [1]).




Stromsperren verursachen hohe Kosten für Verbraucher

Für die betroffenen Haushalte bringen Sperren hohe Zusatzkosten, denn die Verbraucher müssen nicht nur die aufgelaufenen Rechnungen, sondern auch die Sperrung und den späteren Wiederanschluss selbst bezahlen. So berechneten ein Teil der Versorger durchschnittlich 47 Euro für die Durchführung der Sperrung. Wobei ein Stromlieferant sogar 199 Euro in Rechnung stellte. Die Wiederherstellung des Stromanschlusses kostet die Verbraucher nach BNetzA-Angaben durchschnittlich 51 Euro, wobei auch hier bis zu 197 Euro von einem Versorger verlangt wurden. [9]

Weiterhin hohe Stromkosten und kein Rückgang der Stromsperrungen in Sicht

In den kommenden Wochen müssen Stromversorger ihren Kunden geplante Preisänderungen für 2019 mitteilen. Erfahrungsgemäß schicken viele die unbeliebten Erhöhungsbriefe auf den letzten Drücker.

Mit Strompreisrückgängen rechnen Energieexperten für das Jahr 2019 nicht. Deshalb können auch gravierende Rückgänge bei den Stromsperren im kommenden Jahr ausgeschlossen werden. [10]

Einzelnachweise:

[1] Mehr Haushalten wegen unbezahlter Rechnungen Strom abgestellt, auf faz.net. Abruf am 12.11.2018.

[2] Strompreise für Verbraucher steigen - Börsen-Strompreise sinken auf Rekordtiefs, iwr-institut.de aus September 2018. Abruf am 06.11.2018.

[3] Rund 350.000 Haushalten wurde der Strom gesperrt, von Stefan Schultz, spiegel.de vom 15.11.2015. Abruf am 06.11.2018 und Im Ruhrgebiet nimmt die Energiearmut zu, von Richard Fuchs, deutschlandfunkkultur.de vom 25.04.2016. Abruf am 06.11.2018.

[4] Beitrag „Abgeschaltet“, von Claudia Butter, Gottlob Schober, ard.de vom 06.11.2018. Abruf am 07.11.2018.

[5] Rund 350.000 Haushalten wurde der Strom gesperrt, von Stefan Schultz, spiegel.de vom 15.11.2015. Abruf am 06.11.2018,

[6] Monitoringbericht 2017, bundesnetzagentur.de vom 13.12.2017. Abruf am 06.11.2018;

[7] 330.000 Haushalten wurde der Strom abgestellt, faz.net vom 27.10.2017. Abruf am 06.11.2018 und

[8] Stromsperrung: Plötzlich im Dunkeln, von Linda Schildbach, mdr.de vom 11.12.2017. Abruf am 06.11.2018.

[9] Monitoringbericht 2017, bundesnetzagentur.de vom 13.12.2017. Abruf am 06.11.2018.

[10] Deutsche müssen sich auf steigende Strompreise einstellen von Hannes Koch, waz.de vom 15.10.2018. Abruf am 06.11.2018.

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