E-Bike im Winter – worauf muss ich beim Akku achten?

Der deutsche Schmuddelwinter lädt eigentlich nicht sehr oft zum Radfahren ein. Doch viele Deutsche nutzen ihr Elektrofahrrad (E-Bike), um auch im Winter mobil zu sein. Stromanzeiger.de hat ein paar Tipps, was speziell bei der Nutzung des Akkus in der kalten Jahreszeit zu beachten ist und wie der Akkumulator am schonendsten über den Winter gebracht werden kann.

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Der Akku am E-Bike bedarf im Winter besonderer Aufmerksamkeit.

Selbst wenn Radfahrer abschätzen können, welche Strecke sie mir ihrem E-Bike und aufgeladenem Akkus fahren können, ändert sich dies im Winter. Denn die Ladekapazität des Akkus hält bei kalten Temperaturen nicht so lange wie im Sommer. Viele Verbraucher kennen dies vom Mobiltelefon (Handy), wenn es kalt ist. Gelegentlich haben Autofahrer das Problem, wenn deren alte Autobatterie den Geist aufgibt.

So kann bei Minusgraden etwa die Leistung eines aufgeladenen E-Bike-Akkus und damit die Reichweite auf bis zu 70 Prozent des Gewohnten zurückgehen. Dieses Phänomen hat mit dem elektrischen Widerstand zu tun, der sich bei Kälte erhöht. Aus diesem Grund entlädt sich ein Akku schneller. [1]

Bei Kälte verlangsamen sich die chemischen Prozesse im Akku. Die meisten E-Bikes funktionieren mit Lithium-Ionen-Akkus. In diesen bewegen sich die Ionen in einer Elektrolytflüssigkeit zwischen den beiden Polen (Plus- und Minus). Bei niedrigen Temperaturen wird dies zusehends schwerer, die Flüssigkeit in den Akkus zäher. Die Leistungsfähigkeit sinkt dadurch, obwohl der Akku eigentlich noch Saft hat.

 

"Das ist wie bei Wasser, das langsam einfriert. Die Lithium-Ionen werden bei Kälte langsamer, bis sich nichts mehr bewegt", so Sascha Nowak vom Batterieforschungszentrum (MEET) der Universität Münster. Das kann auch dazu führen, dass der E-Bike-Akku gar nicht zu gebrauchen ist. "Eine generelle Minusgrenze für die mobilen Stromspeicher gibt es aber nicht", so Nowak weiter. [2]

Zudem können die Akkuzellen mit einer dünnen Folie überzogen sein, die bei Kälte fest wird. Bei Stromentnahme erwärmt sich die Zelle. Durch den schroffen Temperaturwechsel kann die Folie reißen - die Zelle geht defekt. [3]

Durch die verminderte Leistungsfähigkeit sollte man im Winter kürzere Strecken fahren, damit das Ziel erreicht werden kann. Alternativ wäre es ratsam, einen Ersatz-Akku mitzunehmen.

Den Akku erst bei Fahrtantritt anschließen

Kälte ist der Feind des Akkus. Deshalb sollte er erst, wenn er benötigt wird, an das E-Bike angeschlossen werden. Ist die Fahrt bei kalten Temperaturen beendet, ist es ratsam ihn wieder abzubauen und nicht in der Kälte zu belassen. So empfiehlt es sich etwa im Berufsalltag den mobilen Energiespeicher durchaus auch mit ins Büro zu nehmen. [4]

Lassen Sie den Akku also nicht länger in der Kälte als unbedingt nötig. Sollte dies dennoch passieren, droht je nach Ladezustand unter ungünstigen Umständen eine Tiefenentladung. [1]

Tiefenentladung: Gefahr für die Batterie

Eine Tiefenentladung hat, wenn sie auftritt, meist die Unbrauchbarkeit des Akkus zur Folge. Der mobile Energiespeicher wird umgangssprachlich "ausgequetscht". Dabei sinkt die Spannung bis auf null Volt ab. Hält dieser Zustand an, laufen im Akku chemische Reaktionen an den Elektroden ab, die diese teilweise bis vollständig unbrauchbar machen. [5] In der Praxis kann das ganz einfach passieren, ohne dass der E-Bike-Nutzer es sofort merkt.

So werden die Akkus, also ihr Ladezustand, von einem Batteriemanagement-System (BMS) überwacht. Das BMS verbraucht einen gewissen Strom, der bei längerer Lagerung die Lithium-Ionen-Zellen tief entladen kann. Der Akku ist entweder gänzlich defekt oder die verbleibende nutzbare Ladekapazität ist so gering, dass er kaum noch zu gebrauchen ist. [3]

Laut Bosch Car Service zählt eine Tiefenentladung mit 79 Prozent zu den häufigsten Ausfallerscheinungen einer Batterie. Erst dann folgen Überalterung (11 Prozent), Wartungsmängel (6 Prozent), Überladen (3 Prozent) und sonstige Ausfälle (1 Prozent). [6]

Tipps für Aufbewahrung und Lagerung

Deshalb rät Stromanzeiger zu folgendem sehr einfachen Vorgehen:

  1. Akku bei Kälte nicht am E-Bike belassen.
  2. In warmen und trockenen Räumlichkeiten lagern.
  3. Akku nicht im kalten Zustand aufladen. Er sollte Zimmertemperatur haben.
  4. Bei längerfristiger Lagerung eine Raumtemperatur um die 20 Grad bevorzugen.
  5. Bei längerfristiger Lagerung den Akkus halbvoll laden und regelmäßig Ladezustand prüfen. [4]

Akku im winterlichen Betrieb

Während des Fahrens hält sich der Akku durch die Stromentnahme selbst warm. Diesen Effekt können E-Bike-Fahrer noch durch Thermoschutzhüllen (Akkuhüllen aus Neopren) verstärken. So wirkt sich die Kälte weniger negativ auf die Leistung aus. Der Akku hält länger und man kann mit dem Bike etwas weiter fahren. [1]

Akku und Rad bekommen im Winter häufig mit Salz und Schmutz in Berührung. Deshalb sollte man beide regelmäßig, aber getrennt voneinander, mit einem Schwamm oder Tuch reinigen. Dabei sollte vermieden werden, dass Wasser in die am Rad befindliche Akku-Aufnahmevorrichtung läuft. Wenn doch, muss dieses Stauwasser entfernt und die Vorrichtung trockengewischt werden. Ansonsten drohen Kurzschlüsse. Beim Akku selbst genügt es, ihn mit einem nicht feuchten Tuch abzuwischen. Es empfiehlt sich dabei, die Kontakte des Akkus regelmäßig mit Fahrrad-Pflegeöl zu reinigen. [4]

Das E-Bike unter keinen Umständen mit einem Hochdruckreiniger säubern. Denn Wasser kann in den Elektromotor oder den Akku gelangen und diese schädigen. [7]

Fahrweise anpassen

Durch die Unterstützung mittels Elektromotor haben E-Bikes eine stärkere Kraftübertragung als normale Fahrräder. Deshalb sollte man auf nassen oder gar glatten und verschneiten Wegen die niedrigste Unterstützungsstufe des Motors nutzen. Wenn zu viel Kraft anliegt, sind Stürze kaum zu vermeiden. [8] Deshalb rät Stromanzeiger zu einer verhaltenen Fahrweise. Dies schont auch den Akku.

Zudem spielt die Beleuchtung im Winter eine noch größere Rolle als etwa im Sommer. Die große Anzahl von trüben Tagen, schlechten Sichtverhältnissen und der länger anhaltenden Dunkelheit machen eine entsprechende Beleuchtung notwendig.

Ähnlich wie den Akku, so sollte auch die Beleuchtung regelmäßig kontrolliert werden. Außerdem ist es ratsam, reflektierende Kleidung oder eine Signalweste zu tragen, um für andere Verkehrsteilnehmer gut sichtbar zu sein. [4]

Radwegepflicht nicht immer gültig

Sind Radwege nicht passierbar, nicht gestreut oder schlichtweg unbefahrbar, entfällt selbst bei ausgeschilderten Strecken die Benutzungspflicht. [7] Bitte auch nicht vergessen: E-Bike ausreichend gegen Diebstahl sichern!

Einzelnachweise

[1] E‐Bike‐Akku: Mit voller Ladung durch die Kälte auf Pressedienst Fahrrad Online (pf-f.de) vom 16. Oktober 2014. Abruf am 04. Dezember 2018.

[2] Smartphone im Winter: So schützen Sie Ihr Handy bei Kälte, auf: Mitteldeutscher Rundfunk Online (mdr.de) vom 30. Januar 2018. Abruf am 03. Dezember 2018.

[3] E-Bike im Winter - was muss ich beachten? auf: elektrorad-mott.de. Abruf am 05. Dezember 2018.

[4] So bringt man das Pedelec durch den Winter, auf: n-tv.de vom 15. November 2018. Abruf am 05. Dezember 2018.

[5] Fragen und Antworten zur Lithium-Ionen Akkupflege, auf: Plarad Torque & Tensions Systems (plarad.de). Abruf am 05. Dezember 2018.

[6] Ratgeber Batterie: Was sind die häufigsten Ausfallgründe? Auf: Bosch Car Service Online (boschcarservice.com). Abruf am 05. Dezember 2018.

[7] Experten-Tipps für die Fahrrad-Pflege, auf: elektrobike-online.de vom 12. Oktober 2014. Abruf am 05. Dezember 2018.

[8] Mit Pedelec und E-Bike sicher durch den Winter, auf: ecomento.de. Abruf am 05. Dezember 2018.

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