Massiver Ärger über Stadtwerke München wegen Etaxi Strompreiserhöhung

E-Autos sind in aller Munde. Doch was viele nicht wissen: Auch ein Elektroauto tankt sich nicht kostenlos. Vielmehr muss dafür ganz normal Strom bezahlt werden. Doch dass es so teuer ist, wie jetzt in München bekannt wurde, dürfte viele überraschen.

Presse Stadtwerke München
Die Stadtwerke München schmücken sich gerne mit dem Öko-Label. Hier ein von der Pressestelle der Stadtwerke zur Verfügung gestelltes Foto.

So erklärte gegenüber dem Bayerischen Rundfunkt (BR) der Münchner Elektrotaxi-Pionier Manfred Reiter: Da die Stadtwerke München die Strompreise für die Etaxis drastisch erhöhten, würde sich der Preis pro Tankfüllung Strom bei ihm von 11 Euro auf 38 Euro erhöhen. [i]

Seit gut einem Jahr habe, so der BR, die bayerische Landeshauptstadt München über ihre Stadtwerke den Umstieg der Taxler auf E-Autos mit einem deutlichen Preisnachlass beim Stromtanken gefördert.

Doch ab April 2019 würden die Stadtwerke München nun diese Förderpraxis einstellen, weshalb sich die Stromkosten für E-Taxler drastisch erhöhten.

 

Geschäftsführer der Stadtwerke München ist seit 2013 Florian Bieberbach. Oberbrügermeister der Stadt München ist Dieter Reiter (SPD).

Die 1998 in der jetzigen Form gegründeten Stadtwerke München beschäftigten 2017 insgesamt 9.067 Mitarbeiter. Der Umsatz lag bei 7,2 Milliarden Euro (2017). Eigentümerin ist die Landeshauptstadt München. Wobei es nicht in allen Städten oder Gemeinden Deutschlands der Fall ist, dass die Stadtwerke noch den Städten und Gemeinden selber gehören.

Doch Fakt ist nach wie vor: Es sind die Stadtwerke, die den Strompreis in der Region festlegen können, da sie in der Regel beim Thema Strom nach wie vor das Monopol haben.

Daran ändert auch nicht viel, dass es seit 1998 von der EU gefördert einen theoretisch liberalisierten Strommarkt in Deutschland gibt. Dieser sieht vor, dass es beim Thema Strom- und Gastarife für Bürger und Unternehmen private Konkurrenz durch freie Energieversorger gibt.

Diese freien Energieversorger stellen in der Regel keinen eigenen Strom her. Vielmehr kaufen sie in der Regel per monatlicher Vorkasse ihren Strom beispielsweise bei Strombörsen oder Stromhandels-Unternehmen.

Ein solches Handelsunternehmen ist beispielsweise die Südwestdeutsche Stromhandels GmbH aus Tübingen. Das Unternehmen umschreibt seine Dienstleistung wie folgt:

„Wir bieten… modulare Dienstleistungen für den Vertrieb und Handel von Strom und Gas: Portfoliomanagement, Energiehandel, Fahrplanmanagement, Energiedatenmanagement sowie die Beteiligung an Windparks.“

Theoretisch liberalisierter Strommarkt - doch die Realität sieht anders aus

Freie Energieversorger erhalten beispielsweise durch Bezahlen einer hohen Provision an Vermittlungsportale wie verivox.de, check24.de, preisvergleich.de oder billiger.de ihre Kunden. Die Provsionszahlungen liegen dabei zwischen 40 und 70 Euro pro Neukunde.

Ein Millionengeschäft also für die Portale. Manche Energieversorger bezahlen so bis zu 40 Millionen Euro oder mehr in wenigen Jahren an Vermittlungsprovisionen an die Portale, so ein Insider.

Warum allerdings die Kilowattstunde Strom in München für den vom E-Taxifahrer geschilderten Fall auf 38 Cent pro Kilowattstunde erhöht wird, ist nicht klar.

Fakt ist, dass in Deutschland ein sowieso schon sehr hoher Strompreis von gut 29 Cent pro Kilowattstunde für die Bürger üblich ist. Der Strompreis hat sich vor allem auf Grund der Ökowende hin zu mehr aber deutlich teurerer Erneuerbare Energien in den vergangenen zehn Jahren gut verdoppelt.

Ökowende treibt den Strompreis immer höher

Bürger und Unternehmen müssen seitdem eine sogenannte EEG-Umlage mit jeder Stromrechnung an ihren Stromversorger bezahlen, der sie wiederum an die vier Übertragungsnetzbetreiber weiterleitet. Geschäftskundentarife können in etas gleich teuer sein wie Privatkundentarife oder auch billiger - je nach Abnahmemenge.

Vom Strompreis gehen allerdings rund 50 Prozent direkt in die Staatskasse in Form einer ebenfalls sehr hohen Stromsteuer, die vor allem auch Politiker der GRÜNEN gerne weiter anheben würden.

50 Prozent Stromsteuer, 25 Prozent Netzentgelt

Weitere 25 Prozent vom Strompreis erhalten in Deutschland in Form des sogenannten Netzentgeltes von Staatsseiten geregelt vier Übertragungsnetzbetreiber. Ihnen sieht der Gesetzgeber im Bereich der Hochspannungsmasten ein Monopol vor. Das bringt entsprechende Marktmacht mit sich. Die vier mächtigen Monopolisten wären:

- 50Hertz Transmission GmbH (Berlin).

- Amprion GmbH (Dortmund).

- Der niederländische Konzern Tennet Holding B.V. mit seiner Tochter TenneT TSO GmbH (Bayreuth).

- Zudem die TransnetBW von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG (Stuttgart und Karlsruhe).

Außerdem wird das gesetzlich über die Energieversorgungsunternehmen bei Bürgern und Unternehmen über die Stromrechnung zwangsweise eingetriebene Netzentgelt an rund 800 Verteilnetzbetreiber, meist Stadtwerke oder Gemeindewerke, weitergereicht.

Gunt 75 Prozent vom Strompreis gehen an Staat und Stromtrassenbetreiber

Das heißt: Gut 75 Prozent vom Strompreis gehen an den Staat und die Stromtrassen- beziehungsweise Netzbetreiber. Dennoch sind es letztlich vorwiegend die Stadtwerkwerke selber, die Grundversorger, welche den effektiv absolut zu zahlenden Strompreis festlegen.

Entsprechend kommentiert der Münchner Elektrotaxi-Pionier Manfred Reiter die drastische Preiserhöhung für das Tanken seines E-Taxis gegenüber dem BR mit den Worten:

"Mit dem Zeittarif kostet mich eine volle Ladung ungefähr 11 Euro. Mit diesen 38 Cent kostet mich eine volle Ladung 38 Euro. Das ist eine fast 300-prozentige Preissteigerung. Das ärgert mich unheimlich. Da ist man Pionier und dann wird man, ich muss schon sagen, verarscht."

Der Ärger sei vor allem auch deshalb groß, lässt sich dem BR-Bericht entnehmen, da sich die SPD-geführte Landeshauptstadt München gerne damit schmückt, sie fördere in einem Masterplan zur Luftreinhaltung den Ausbau der Elektromobilität.

Der BR schildert weiter, weshalb das Betreiben eines E-Taxis derzeit nur über eine staatliche oder städtische finanzielle Förderung wirtschaftlich praktikabel sei:

„Die Förderung von 20 Cent würde durch die neue Preiserhöhung zu einem Nullsummenspiel, so Taxiunternehmer Reiter. Was bliebe, seien ein hoher Anschaffungspreis und mehrstündige Ladezeiten für die Elektrotaxis.“

Einzelnachweise


[i] Wegen der Stromkosten: E-Taxler in München verlieren die Lust, In: Bayerische Rundfunk Online auf Grund der Sendung„Mittags in Oberbayern“ vom 25.3.2019. Abgerufen am 30.3.2019.

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