Österreich führt Smart Meter ein – "STOP-Smart Meter Netzwerk Österreich" sieht das kritisch

Dem österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ORF war es am 9. April 2019 im Morgenmagazin ein ganzer Bericht wert: Österreich stellt zwangsweise für alle Unternehmen und Privatbürger auf die digitale Version des Stromzählers um, auf den Smart Meter.

Screenshot auf STOP-Smart Meter Netzwerk Österreich.
Hysterie in Österreich rund um Smart Meter oder berechtigte Sorgen? Hier das Logo der Organisatoren rund um die private Aktion "STOP-Smart Meter Netzwerk Österreich".

Grundsätzlich gibt es kein Recht, die Installation eines Smartmeters in Österreich zu verweigern. Allenfalls kann man beispielsweise beantragen, dass lediglich einmal am Tag der Strom gemessen wird und nicht viertelstündlich.

Datenschützer sehen im Smart Meter aber nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile. So lasse sich über den Energieversorger sehr genau messen, wer wann wie viel Strom verbrauche und damit also im Haus aktiv sei. Daraus ließen sich, so Datenschützer, unerwünschte Profile erstellen.

Doch einfach den Smart Meter ablehnen, geht in Österreich nicht. Das musste jetzt eine Einzelunternehmerin im Burgenland erkennen. Die renitente Frau wollte partout sich der totalen Stromüberwachung nicht unterziehen und lehnte die Installation eines Smart Meters ab.

 

Das hatte für sie drastische Konsequenzen: Der Stromversorger soll ihr bereits am 7. Januar 2019 den Strom komplett abgestellt haben. Ob die Frau mittlerweile wieder Strom erhält, konnte nicht recherchiert werden.

Über den Fall habe, schreibt Heise, das österreichische Portal "Stop-Smart Meter Netzwerk Österreich" berichtet.[i] Die Initiatoren dort setzen sich gegen den zwangsweise Einbau von Smart Metern ein.

Zwangseinbau

Mit dem Zwangseinbau von Smart Metern machte das Alpenland eine komplette Kehrtwende. Denn erst 2013 hatte das Wiener Bundesparlament ein Gesetz erlassen, welches es den Bürgern freistellen wollte, ob diese nach wie vor die alten kastenähnlichen Stromzähler in ihren Kellern eingebaut haben wollten oder eben die digitale Variante, den Smart Meter.

Doch scheint man mittlerweile vom Paragraph 83 Elektrizitätswirtschafts- und –organisationsgesetz 2010 (ElWOG 2010) nichts mehr wissen wollen. Dieses hatte eben ursprünglich eine Freiwilligkeit der Installation kundgetan.

Doch auch der ORF stellte in seinem Bericht Anfang April fest: Es gilt ein Zwang. Jeder muss mittlerweile zustimmen, dass sein Zählerunternehmen oder der Stromversorger die alten Stromzähler abbaut und neue Smart Meter installiert.

Wichtig für Stromkunden dürfte künftig sein, darauf zu achten, in welchem Takt der Energieversorger die Smart Meter auslesen lässt – im Viertelstundentakt oder eben nur einmal täglich. Fakt ist, dass für den 15 Minuten Takt ein Opt-In-Recht besteht. Der Kunde muss also formal zustimmen.

Gut möglich aber, dass bei Abschluss des Stromvertrages genau diese Opt-In-Otion etwas versteckt im Kleingedruckten steht. Ob sich das dann nachträglich wieder ändern lässt, das dürfte die Zeit in Österreich zeigen.

Bis Ende 2020 sollen jedenfalls zwischen Wien und Graz, Salzburg oder Innsbruck 80 bis 95 Prozent der alten Stromzähler abgebaut sein.

Hintergrund Smart Meter und wie es die Kritiker sehen

Die Kritiker rund um ‚STOP-Smart Meter Netzwerk Österreich‘ schreiben folgende Ausführungen zu den digitalen Strommessgeräten und warum sie diese ablehnen. Wir erlauben uns auf Grund der hohen Relevanz des Themas den kompletten Aufsatz zum Thema an dieser Stelle zu publizieren, verzichten allerdings auf die im Originaltext angegeben weiterführenden Links zu weiteren Quellen:

„Risiken und Probleme welche Smart Meter mit sich bringen

Meist werden die neuen Stromzähler/Smart Meter eingebaut, ohne dass die Menschen informiert wurden, welche Funktionen diese neuen Stromzähler haben und welche Risiken und Probleme sie mit sich bringen:

Überwachung

  • Elektrosmog und gesundheitliche Probleme
  • Fernabschaltung von Strom (Hackerangriffe, Blackout)
  • Falschmessungen
  • Enorme Kosten, ökonomischer und ökologischer Wahnsinn
  • Technische Probleme
  • Manipulationsmöglichkeit und Zugriff von außen
  • Überwachung

Mit dem Smart Meter wird das Verbrauchsverhalten transparent und es wird (je nach Messintervall) sichtbar, wann man in der Wohnung / Haus ist (oder nicht), ev. auch wie viele Personen dort sind, was man gerademacht oder welche Art von Geräten man gerade betreibt. Über den Stromverbrauch (und die Art des verbrauchten Stromes) kann z.Bsp. die Marke der Waschmaschine erkannt werden. Bei sekündlicher Auslesung könnte man auch erkennen, welches Fernsehprogramm sie anschauen.

Zudem gibt es in Österreich den Kündigungsgrund der Nichtbenutzung einer Wohnung. Es besteht daher die Gefahr, dass ein geringes Verbrauchsverhalten dazu benützt werden kann, unliebsame Mieter zu kündigen. Es entstünde somit die groteske Situation, dass sparsame Mieter beweisen müssten, dass sie an der Wohnung ein dringendes Wohnbedürfnis haben.

Ungeklärt ist, wer wann auf welche Daten Zugriff hat. Die Rechtsgrundlagen sind schwammig formuliert und es besteht die Gefahr, dass das persönliche Nutzerprofil in falsche Hände kommt. Viele Aussagen und Meldungen der Netzbetreiber lassen darauf schließen, dass mit den Daten neue Geschäftszweige erschlossen werden.

Die gespeicherten Daten liegen dann auf Servern (womöglich im Ausland) und jedes noch so sichere Netzwerk wurde schon gehackt und Daten gestohlen. Außerdem können bei der PLC Übertragung mit einem geeigneten Gerät - von jeder Steckdose aus alle Daten der in selben Trafonetz befindlichen Smart Meter mitgelesen / ausgelesen werden bzw. manipuliert werden.

Elektrosmog und gesundheitliche Probleme

Diese Zähler sammeln die Verbrauchswerte und übertragen diese je nach Vorgabe oder Abfrage an den Energieversorger. Die Datenübertragung erfolgt entweder durch Mobilfunk, Powerline-Communication (PLC).

Übertragung per Mobilfunk: Bei dieser Art der Übertragung haben Sie einen ständig aktiven Funksender im Haus, welcher Tag und Nacht arbeitet. Eine enorme gesundheitliche Belastung, welche man nicht abschalten kann.

Power-Line-Communication (PLC / DLC): Hier wird das Datensignal des Smart Meters auf das bestehende Stromnetz auf-moduliert und in der nächsten Trafostation empfangen bzw. gesendet. Dies führt dazu, dass alle vorhandenen elektrischen Leitungen und die daran angeschlossenen Geräte im Haus nun vermehrt Elektrosmog (elektrische Felder im Kilohertzbereich) abgeben.

Damit bei weiten Entfernungen vom Haus bis zur nächsten Trafostation das Datensignal auch "lesbar" ankommt, verstärkt jeder Smart Meter alle Datensignale, welche auf der Leitung sind, und ist daher immer aktiv, wenn irgendein Datensignal im gesamten Trafonetz unterwegs ist. D.h. der Smart Meter ist ständig aktiv (auch wenn die viertelstündliche Aufzeichnung ausgeschaltet ist).

Gesundheitliche Probleme nach dem Einbau eines Smart Meters!

Nach und nach werden nun Smart Meter eingebaut und es kommen Meldungen und Erfahrungsberichte von Menschen, welche ab dem Zeitpunkt des Einbaues diverse gesundheitliche Probleme bekamen. Es wird von Schlafproblemen berichtet, Unruhezuständen bis hin zum eklatanten Anstieg von epileptischen Anfällen bei einem betroffenen Kind. Falls Sie Erfahrungen und Berichte dazu haben, bitte an uns senden.

Trafostationen als neue Sendetürme?

Auch die Trafostationen müssen die gesammelten Daten an die Zentrale übertragen. Dies geschieht über Kabel, und wenn nicht vorhanden über Funk. Somit werden viele Trafostationen zu neuen Funkmasten, die rund um die Uhr senden.

Ärztekammer warnt vor Smart Meter

Selbst die Ärztekammer warnt vor den Smart Metern, weil sie eine hohe Belastung durch Elektrosmog hervorrufen.

Die geplante flächendeckende Einführung von "intelligenten Stromzählern", so genannten Smart Metern, kann nach Ansicht des Referates für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) zu gesundheitlichen Folgen führen.

Die Übertragung der Daten führe zu einer signifikant steigenden Belastung mit Elektrosmog, heißt es in einer Aussendung. Die Krux: Die zur Verfügung stehenden Übertragungsmöglichkeiten wie Funk oder die Übertragung über das Stromnetz selbst (Powerline Communication, kurz PLC) führen zu gesundheitsschädlichem Elektrosmog.

Bei Powerline Communication kommt dazu, dass die vorhandenen elektrischen Leitungen und die daran angeschlossenen Geräte nun vermehrt Elektrosmog (elektrische Felder im Kilohertzbereich) abgeben. "Die WHO hat 2001 niederfrequente Magnetfelder sowie 2011 auch hochfrequente elektromagnetische Felder als möglicherweise krebserregend für den Menschen eingestuft", erklärt ÖÄK-Umweltreferent Gerd Oberfeld.

Für Zwischenfrequenzen im Kilohertzbereich, wie sie bei der in Österreich favorisierten PLC-Anbindung vom Trafo zum Smart Meter auftreten, liegen Daten aus den USA vor, die ebenfalls ein erhöhtes Krebsrisiko zeigen. Auch ein vermehrtes Auftreten so genannter Multisystemerkrankungen - dabei sind mehrere Organe bzw. funktionelle Systeme gleichzeitig betroffen - ist denkbar. Die Folgen: Erschöpfungszustände, Lernprobleme, Depressionen usw.

Daher wurden in vielen Ländern der Erde die Installation der Smart Meter mittlerweile vorerst auf Eis gelegt.

Auch die amerikanische „Cancer Society“ warnt vor erhöhtem Krebsrisiko durch Smart Meter. Auch Gesundheitsexperten aus 20 Ländern warnen vor „Smart Meter“.

Körperzellen kommunizieren über Frequenzen

Nebenbei sei erwähnt, dass 1991 der Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung vergeben wurde, dass Zellen untereinander mit ultraschwachen Frequenzen kommunizieren (Ionenkanäle in den Zellmembranstrukturen). Es zeigte sich auch, dass bereits minimale Feldstärken von 0,001 mW/cm2 zur Informationsübermittlung genügten, um Fehlleistungen (Über- oder Unterproduktion) im Körper zu verursachen. Elektrosmogerzeugende Geräte generieren meist eine Belastung die 1000de mal höher ist als dieser Wert.

Wenn sogar technische Geräte durch diese Technik gestört werden (siehe weiter unten), dann ist eine Belastung des Körpers hier mit Sicherheit vorhanden.

Fernabschaltung von Strom

Smart Meter haben sogenannte Lastrelais eingebaut. Es kann jederzeit von der Ferne der Strom abgeschaltet werden. Vielleicht weil der Kunde nicht pünktlich bezahlt hat, oder aus anderen Gründen stromlos gemacht werden soll. Auch für Hacker die Schaden anrichten wollen ist die Fernabschaltung ein interessantes Terrain.

Falschmessungen

Eine Untersuchung an der Universität Twente (Niederlande) sorgt derzeit für ordentlichen Aufruhr bei den StromkundInnen. Die Untersuchung fand im Laborversuch heraus, dass heute marktübliche Smart Meter bis zum Sechsfachen des in Wirklichkeit vorliegenden Stromverbrauchs messen. Der Grund: Der Smart Meter kommt mit modernen Geräten wie Energiesparlampen, LED-Leuchten mit Dimmer, effizienten Schaltnetzteilen, usw. nicht zu Rande.

Enorme Kosten und ökonomischer und ökologischer Wahnsinn

Smart Meter sollen helfen, Energiekosten zu senken. Allerdings kosten diese Zähler wesentlich mehr als die bestehenden Ferraris Zähler. Außerdem ist die Haltbarkeit dieser elektronischen Zähler sicherlich um ein vielfaches kürzer. Auch berichten Kunden, dass Smart Meter schon nach kurzer Zeit ausgetauscht werden mussten, weil sie defekt waren.

Diese enormen Kosten der Umstellung, der Datenverarbeitung, Speicherung u.dgl. werden am Ende die Verbraucher zahlen - wer sonst! Der Vorarlberger Landesrat Schwärzler spricht von 300 Euro Investitionskosten und 15 Euro laufender Betriebskosten. Der Messpreis für den Kunden würde sich lt. Schwärzler von 32 auf 76 Euro steigern.

In Österreich sollen also in den nächsten Jahren 5,4 Millionen voll funktionsfähige Zähler ausgebaut werden, um sie gegen neue Smart Meter einzutauschen, die aber wiederum vermutlich nicht länger als 10 bis 15 Jahre halten. Vermutlich werden auch technische Probleme, Neuerungen oder Schwachstellen einen vorzeitigen Austausch nötig machen.

Die alten Ferraris Zähler sind aufgrund ihrer Bauart und einfachen Funktion beinahe unbegrenzt verwendbar, und viele davon seit länger als 50 Jahren im Einsatz.

Alleine diese enorme Ressourcenverschwendung ist ein ökologischer und ökonomischer Wahnsinn.

Auch eine von "Österreichs Energie" (= Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft) in Auftrag gegebene Capgemini-Studie beurteilt die Einführung der ”intelligenten Stromzähler“ negativ: Bis 2028 würden Mehrkosten von rund 2,53 Milliarden Euro entstehen. Der finanzielle Nutzen betrage dagegen nur 127 Millionen Euro. Pro Haushalt wurde ein Einsparungspotential von etwa zwölf Euro berechnet. Den Milliardeninvestitionen für die flächendeckende Einführung von Smart Metering stehen nur relativ geringe Einsparungsmöglichkeiten gegenüber.

Am 11.1.2019 präsentierte der Rechnungshof dem Parlament eine 128-seitige vernichtende Kritik an Bundesministerium und E-Control betreffend der Einführung von Smart-Metern. Dieser Bericht ist eine äußerst spannende und empfehlenswerte Pflichtlektüre, und zeigt in allen Bereichen ein " Sittenbild der Verkommenheit" (wie der Standard es zitierte). Hier eine Zusammenfassung.

Technische Probleme

Gestörte Geräte: Die Datenübertragung der Smart Meter über das Stromnetz (PLC Übertragung) bewirkt, dass andauernd diverse Frequenzen auf dem Stromnetz liegen, welche andere Geräte stören können. So mehren sich Meldungen, dass sich seit Einbau des Smart Meters z.B. Fernseher und andere Geräte selbstständig ausschalten, Dimmer rauf- und runterfahren udgl.

Funkuhren haben keinen Empfang: Ebenfalls ist bekannt, dass nach dem Einbau von Smart Metern die Funkuhren nicht mehr nachstellen (z.B. bei Sommerzeitumschaltung), bzw. das Funk-Uhrensignal nicht mehr empfangen wird. Denn die Frequenz des Uhren-Funksignals (DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt) ist 77,5 kHz und wird von den Smart Meter Signalen (30-90 kHz) überlagert. (Quelle)

Störung von Rundfunkdiensten: Auch das Schweizer "Bundesamt für Kommunikation" BAKOM hat Messungen an G3-PLC Stromnetzen durchgeführt (Freileitungen, Verteilerschränke, Straßenleuchten, ...).

Die Messungen haben ergeben, dass die von den Netzen emittierte durchschnittliche Störstrahlung rund 8 dB über den festgelegten Grenzwerten liegt (in der Nähe von Freileitungen um 30 dB über den festgelegten Grenzwerten). Dies bedeutet, dass der Empfang anderer berechtigter Rundfunkdienste gestört werden könnte. Das gilt für einen Bereich von mehreren Dutzend Metern bei den am wenigsten empfindlichen Diensten und für einen Bereich von einigen Hundert Metern bei den empfindlichsten Diensten…“[ii]

Einzelnachweise

[i] Österreich: Smart-Meter-Verweigerer verlieren Stromanschluss, von Daniel AJ Sokolov, In: Heise Online vom 23.1.2019. Abgerufen am 9.4.2019.

[ii] Risiken und Probleme welche Smart Meter mit sich bringen, Aufsatz von: STOP-Smart Meter Netzwerk Österreich.

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