1919 gab es erstmals Strom in vielen deutschen Gemeinden

Kaum zu glauben: Auch wenn Deutschland zwischen 1800 und 1900 eine der weltweit führenden Industrienationen war, so gab es in vielen deutschen Städten erst ab 1919 und später eine Sromversorgung. Bis dahin mussten die Bürger und Firmen oftmals, wie die Jahrhunderte und Jahrtausende zuvor, mit Gaslampen, Öllampen (Petroleum) oder schlichten Kerzen ihre vier Wände beleuchten.[i]

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Strom gab es auch vor 100 Jahren bei weitem noch nicht in allen deutschen oder sonstigen EU-Dörfchen. Hier ein Dorf in Italien.

Beispiel Rhein-Main-Gebiet: So schreibt die Offenbach-Post, wonach Wolfgang Scheer vom Heimat- und Geschichtsverein zu Offenbach berichte, dass es zwar schon im Jahr 1891 auf der Internationalen Elektrischen Ausstellung in Frankfurt am Main erstmals Strom gegeben habe.

Dennoch hat es teils noch gut 30 Jahre und mehr gedauert, ehe auch die letzten Ortschaften im damals fast doppelt so großen Deutschland, dem damaligen Deutschen Reich, ans Stromnetz angeschlossen wurden. Also weit in die Weimarer Republik hinein.

Durch den verlorenen Ersten Weltkrieg und Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen gezwungen fast die Hälfte ihres Landes an Polen, Tschechien, Frankreich und Russland abzutreten.

 

1891 wurde Strom erstmals auf der Messe in Frankfurt vorgestellt

Erstmals war 1891 eine Stromübertragung mit 15.000 Volt Drehstrom zwischen Lauffen am Neckar und Frankfurt am Main über eine Stromtrasse auf 175 Kilometern übertragen worden.

Wie heute, gab es vor 120 Jahren das Phänomen des Stromdiebstahls, führt die Offenbach-Post weiter aus.

So habe der deutsche Preußen Kaiser Wilhelm II. sich am 9. April 1900 genötigt gesehen, die Nutzung nicht bezahlten Stroms über ein "Gesetz zur Bestrafung von Stromdiebstahl" einzudämmen.

Wie langsam der Ausbau der Stromnetze im Deutschen Reich voranging, zeigt die Anmerkung der Offenbach-Post, wonach "erst im Februar 1912 das Großherzogliche Kreisamt Offenbach einen Erhebungsbogen zur Ermittlung des zu erwarteten Konsums an elektrischem Strom in Heusenstamm" in die Bahn geschoben habe.

Die Auswertung habe ergeben, dass 2800 Einwohner, 550 Haushaltungen und 17 Gastwirtschaften in der Schlossstadt potentiell an die Strommasten angeschlossen werden müssten.

Vor 100 Jahren erstmals Straßenlampen mit Strom

Erstmals sei am 5. April 1919, also vor 100 Jahren, dann beispielsweise im kleinen Örtchen Rembrücken Strom geflossen und damit in einigen Häusern das Licht angegangen.

1924 hätten bereits 309 Haushalte und 21 Firmen Strom über das Netz der "Überland-Anlage Offenbach am Main" bekommen.

Im Dörfchen Rembrückenhabe es aber damals, 1924, gerade mal sechs Glühbirnen mit je 60 Watt Leuchtstärke gegeben, welche als Ortsbeleuchtung gedient hätten. Damit war der Nachtwächter endgültig wohl passee.

In Rembrücken wohnten mit Stand 2005 insgesamt 2148 Bürger. Das Dorf gehört zum Städtchen Heusenstamm, welches im südhessischen Landkreis Offenbach liegt.

Einzelnachweise


[i] Vor 100 Jahren ging in Heusenstamm das Licht an, von: clb, In: Offenbach-Post Online vom 02.4.2019. Abgerufen am 15.4.2019.

Weitere Hintergründe

Die Entwicklung der deutschen Stromversorgung bis 1998, von Udo Leuschner. Soft Paper, 38 Seiten, 2007, 2009.

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