Übertragungsnetzbetreiber sollen vierte Stromautobahn bauen

Bis der Strom in Deutschlands Haushalte kommt, ist es ein langer Weg, wo zahlreiche Zwichenschritte zu bewältigen sind. Einer von ihnen sind die sogenannten vier Übertragungsnetzbetreiber, die im Englischen auch als «Transmission System Operator» bezeichnet werden, kurz TSO.

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Stromtrassen in Deutschland.

In Deutschland wurden von der Politik, insbesondere der Bundesnetzagentur, vier Übertragungsnetzbetreiber mit Monopolen ausgestattet. Dadurch erhielten sie einen Exklusivvertrieb des deutschen Stroms über Stromautobahnen, sogenannte Stromtrassen. Es sind dies:

  • Tennet TSO
  • 50Hertz Transmission
  • Amprion
  • TransnetBW

Das Monopol müssen die Haushalte und Unternehmen mit jeder Stromrechnung allerdings teuer bezahlen. Im Schnitt 25% der Stromrechnung, welche die Energieversorger verschicken, basieren auf Rechnungen der Übertragungsnetzbetreiber.

Die Energieversorger sind hier lediglich eine Art Inkassobüro für die Superkonzerne im Strommarkt. Das heißt: Jedes Mal, wenn auf der Stromrechnung «Übertragungsnetze» steht, bleibt das Geld nicht in den Händen der Energieversorger, sondern muss weitergeleitet werden. Das gilt ebenso für die staatlich festgeschriebene sogenannte EEG-Umlage, die Erneuerbare Energien Umlage.

 

Haushalte und Unternehmen

Die von den Haushalten und Unternehmen eingetriebenen Übertragungsnetzentgelte werden unter anderem für den Bau von Stromautobahnen genutzt.

Derzeit wird unter anderem im Raum Karlsruhe an einer solchen neuen Stromtrasse gebaut. Schon dort gibt es zahlreiche Probleme:

  • Bürger wehren sich gegen das Abschlagen von Bäumen oder dem Bau riesiger Strommasten in der sonstigen Landschaft.
  • Zudem wird die Stromtrasse mal über der Erde gebaut, dann unter der Erde.
  • Ein riesiger logistischer Aufwand also.

Bislang war man davon ausgegangen, dass drei neue große Stromautobahnen in Deutschland genügen könnten, um die Energiewende bewältigen zu können. Doch nun bringt die Bundesnetzagentur eine vierte ins Spiel, welche den Gleichstrom durch Deutschland leiten soll. Ursprünglich hatte diese Trasse von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg reichen sollen.

Doch nun teilte die mächtige Regulierungs- und Eingriffsbehörde mit, sie wolle zwar nach wie vor eine neue vierte Stromtrasse. Doch solle diese lediglich bis nach Nordrhein-Westfalen reichen.

Ultranet, SüdLink, Süd-Ost Trassen

Eine der drei bisherigen Stromautobahnen heißt «Ultranet». Sie reicht von Osterath in Nordrhein-Westfalen 340 Kilometer in den Süden reichen – nach Philippsburg in Baden-Württemberg. Der über diese Trasse gelieferte Strom solle primär aus Windrädern geliefert werden. Die beiden anderen Stromautobahnen heißen «SüdLink» und «Süd-Ost».

Ohne die neuen Stromtrassen sei die Energiewende, die primär darauf fußt, Ökostrom einzuspeißen, schwierig, heißt es. Auch wenn es mittlerweile zahlreiche Windräder in Süddeutschland oder Mitteldeutschland gibt, so stamme nach wie vor der Großteil der Windenergie aus Norddeutschland. Und eben dieser muss ja irgendwie nach Süddeutschland oder West- und Ostdeutschland transportiert werden.

Wortlaut der offiziellen Pressemitteilung der Bundesnetzagentur

"Die Bundesnetzagentur konsultiert ab heute ihre Überprüfung des von den Übertragungsnetzbetreibern bis 2030 vorgeschlagenen Ausbaus im deutschen Stromnetz.

"Viele der vorgeschlagenen Ausbauprojekte können wir derzeit nicht bestätigen. Insbesondere halten wir im Moment eine weitere Stromautobahn nach Baden-Württemberg nicht für erforderlich, hier genügt nach unser derzeitigen Einschätzung eine Leitung von Schleswig-Holstein nach Nordrhein-Westfalen," erklärt Peter Franke, Vizepräsident der Bundesnetzagentur. Er ergänzt: "Unsere ersten Analysen zeigen außerdem, dass die Netzausbaumaßnahmen auch nach einem vollständigen Kohleausstieg bis 2038 notwendig sind."

Netzentwicklungsplan beinhaltet Bedarf an neuen Stromleitungen

Der Netzentwicklungsplan Strom 2019-2030 enthält den Ausbau im deutschen Übertragungsnetz, der für eine sichere Stromversorgung bis zum Jahr 2030 notwendig ist. Der Netzentwicklungsplan beinhaltet auch eine Planung der Offshore-Anbindungssysteme und ersetzt damit den bisherigen Offshore-Netzentwicklungsplan. Den Berechnungen liegt das Ziel der Bundesregierung zu Grunde, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen.

Ein Entwurf des Netzentwicklungsplans wurde von den Übertragungsnetzbetreibern öffentlich konsultiert und überarbeitet. Derzeit prüft die Bundesnetzagentur die vorgeschlagenen Maßnahmen und veröffentlicht ihre vorläufigen Ergebnisse nun begleitend zur Konsultation.

Die Bundesnetzagentur hält nach aktuellem Stand 96 von 164 der von den Übertragungsnetzbetreibern vorgeschlagenen Maßnahmen bis zum Jahr 2030 für erforderlich. Diese Projekte sind nach den ersten Berechnungen der Bundesnetzagentur auch bei einem vollständigen Kohleausstieg bis 2038 notwendig.

Gegenüber den im Bundesbedarfsplan gesetzlich festgeschriebenen Projekten handelt es sich dabei um 56 zusätzliche Ausbaumaßnahmen. 68 Maßnahmen werden gegenwärtig als nicht bestätigungsfähig eingestuft.

Für die Anbindung von Offshore-Windparks sieht die Bundesnetzagentur weitere Anbindungssysteme in Nord- und Ostsee als erforderlich an.

Zusätzliche Gleichstromleitung notwendig

Die Übertragungsnetzbetreiber haben einen zusätzlichen Gleichstromkorridor zwischen Schleswig-Holstein über Nordrhein-Westfalen nach Baden-Württemberg vorgeschlagen. Nach derzeitigem Stand der Prüfung sieht die Bundesnetzagentur nur eine Gleichstrom-Verbindung zwischen Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen als erforderlich an. Darüber hinaus müssen zusätzlich Wechselstromverbindungen verstärkt oder neu errichtet werden.

Prüfung der voraussichtlichen Umweltauswirkungen

Zusammen mit den vorläufigen Prüfergebnissen zu den Netzentwicklungsplänen hat die Bundesnetzagentur den Entwurf eines Umweltberichts veröffentlicht. Der Bericht beschreibt und bewertet die voraussichtlichen Umweltauswirkungen der Netzausbauprojekte. Im Umweltbericht werden auch Alternativen zu einzelnen Maßnahmen bewertet und miteinander verglichen."

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