Google oder E.ON wollen Windkrafträder über dem Meer bauen

Solche Schlagzeilen lesen Großinvestoren, die nichts negatives über Unternehmen im Blätterwalt vernehmen möchten in welche sie investieren, gerne: «Apple, Amazon, Google und Walmart gehören zu den Top Ten der Unternehmen, die Solarstrom in den USA einsetzen». Das schreibt beispielsweise der US-Fernsehsender CNBC auf seiner Webseite.[i]

https://makanipower.com/
So könnten die neuen Windkrafträder in der Luft aussehen.

Doch damit nicht genug: Die Schweizer «SonntagsZeitung» aus dem traditionellen Medienhaus Tamedia, führt wiederum am 18. August auf einer halben Zeitungsseite aus: «Strom aus 500 Metern Höhe. Eine Google-Schwesterfirma hat einen waghalsigen Plan: Fliegende Windkraftwerke sollen über der Meeresoberfläche günstige Energie erzeugen.».[ii]

Worum geht es: So bastele Google, ein US-Megakonzern mit einem Umsatz von 123 Milliarden Euro (2018) und fast 100.000 Mitarbeitern[iii], über seine Alphabet-Tochter Makani an Windkrafträdern, welche in der Luft über dem Meer fliegen und sich die dort oftmals vorherrschenden heftigen thermischen Luftströme zu Nutze machen möchten. Die Google-Holding Alphabet Inc. gehört immerhin zu den 17 größten Konzernen weltweit. [iv]

So habe man vor der Küste Norwegens erste fliegende Windturbinen in die Luft gebracht. In etwa 500 Metern Höhe sollen die neuen Windkrafträder künftig Energie liefern – konstanter und effizienter. «Ist die Windgeschwindigkeit doppelt so hoch, lässt sich viermal so viel Energie daraus gewinnen», so die SonntagsZeitung.

 

Verabschieden muss man sich allerdings von der Vorstellung, da würden die üblichen Windräder, welche man von Wald, Wiese oder Meer kennt, nun plötzlich in der Luft fliegen.

Die relativ neue Technik basiert vielmehr darauf, dass Fluggeräte sich der Drohnen Technik bedienen. Deshalb sehen die Windräder eher wie schlanke Flugzeuge aus. Ihre Spannweite liege bei rund 26 Metern, so die SonntagsZeitung.

Tragflächen mit acht Rotoren

Im Falle der schwebenden Google Windräder über dem Meer bestünden die Tragflächen aus dem superleichten Material Karbon. An den Tragflächen seien acht Rotoren angebracht, welche den Wind absaugten und über dicke Kabel an den Boden zurückspielten und so Strom produzierten.

Der Vorteil: Es müssen keine riesen Tragemasten gebaut und gewartet werden. Auch lassen solch fliegenden Wind-Ungetüme viel leichter dezent über dem Meer platzieren, wo sie dann eh keiner sieht. Denn wirklich schön ist es nicht gerade, wenn ganze Wälder und sonstige Landschaften mit riesigen Windkraft-Masten zugepflastert werden, um die Energiewende voran zu bringen und die Abhängigkeit vom teuren arabischen Öl weiter zu senken.

Wie lässt sich verhindern, dass die neuen Windmühlen sich verselbständigen?

Doch wie möchten die Ingenieure es bewerkstelligen, dass die fliegenden Windräder über dem Meer sich nicht verselbständigen und plötzlich in den Fluten der Ozeane verschwinden oder gar unkontrolliert in den Himmel steigen und dort noch mit einem Passagierflugzeug kollidieren?

Auch dafür haben die Entwickler eine Idee parat: Sie werden kurzerhand an dicken Seilen befestigt, ähnlich einer Hundeleine. Doch was wäre, wenn beispielsweise Piraten oder Terroristen diese Seile durchtrennen? Fragen über Fragen sind noch zu klären.

Es scheint also noch viel Entwicklungsarbeit nötig. Bis zu fünf oder zehn Jahre plane man derzeit, so die SonntagsZeitung unter Berufung auf angebliche Aussagen von Fachleuten auf dem amerikanischen Nachrichtendienst «Bloomberg New Energy Finance».

Allerdings sei Google, so die SonntagsZeitung weiter, nicht der einzige Anbieter welcher über seine Firma Makani an der neuen Windenergie-Technik bastele.

In der Schweiz heißen sie Skypull oder Twintec - Wind Energy 2.0

Vielmehr gebe es weltweit Dutzende Start-Ups, welche versuchten in diesen neuen Markt einzudringen. Genannt werden beispielsweise alleine in der Schweiz mehrere Unternehmen. Dazu gehörten Skypull aus Lugano oder «Twingtec - Wind Energy 2.0» aus Dübendorf ZH, ein Spin-off der ETH Zürich, der Fachhochschule Nordwestschweiz sowie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt.

Zu überwinden seien bislang zwei zentrale Probleme:

  • Blitzeinschläge, die ein Windrad über dem Meer oder auch über dem Land vernichten könnten, sowie das Problem:
  • Wie sind die riesigen Windkraftanlagen überhaupt in die Luft zu bekommen und wie bleiben sie da dauerhaft?
  • Vor allem die Überwindung diverser Luftschichten sei nicht einfach.

Das Handelsblatt wiederum schreibt in einem großen Artikel, auch der deutsche Energiekonzern E.ON wolle in das mögliche Geschäft mit Windkrafträdern, welche in der Luft schweben, einsteigen.[v]

Allerdings mutet die im Handelsblatt genannte Investitionssumme, welche E.ON zunächst dafür aufwenden wolle, geradezu lächerlich an: 3 Millionen Euro sollten angeblich in die Entwicklung neuer Flugwindenergiesysteme investiert werden, «um der ‘möglicherweise bahnbrechenden Technologie’ zum Durchbruch zu verhelfen».

Derzeit arbeite man im irischen «Mayo County» in Kooperation mit dem niederländischen Unternehmen «Ampyx Power» an ersten Tests.

Einzelnachweise

[ii] Strom aus 500 Metern Höhe. Eine Google-Schwesterfirma hat einen waghalsigen Plan: Fliegende Windkraftwerke sollen über der Meeresoberfläche günstige Energie produzieren, von Helmut Martin-Jung, in. Sonntagszeitung vom 18.8.2019, Wirtschaft, Seite 34.

[iii] Alphabet Inc., in: Wikipedia Deutschland.

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