Vor fast acht Jahren löste der Super-Gau in Fukushima weltweit Angst und Schrecken aus. Noch immer belastet das strahlende Erbe die Umwelt. Die Brennstäbe konnten noch immer nicht geborgen werden. Nun soll ein neuer Anlauf erfolgen – mit Hilfe eines Roboters.
Fast acht Jahre sind vergangen, seit am 11. März 2011 ein schweres Erdbeben der Stärke 9 und ein gewaltiger Tsunami (bis zu 40 Meter hohe Wellen) den Nordosten Japans heimsuchten. Etwa 18.500 Menschen sollen durch die direkten und indirekten Auswirkungen des Erdbebens ums Leben gekommen sein. Zum Sinnbild der Katastrophe wurde aber der Super-Gau im Atomkraftwerk Fukushima. Wegen der radioaktiven Strahlung durch Kernschmelzen in drei der Reaktoren sollen rund 160.000 Anwohner geflohen sein. [1]
Mittlerweile seien viele Menschen wieder in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Und das, obwohl noch immer radioaktive Strahlung zu verzeichnen wäre. So gebe es aktuell eine Strahlenbelastung von 110 bis 120 Mikrosievert pro Stunde. Zum Zeitpunkt der Reaktorkatstrophe seien es 50.000 Mikrosievert gewesen, so die Firma Tepco, die Betreiberin des havarierten Atomkraftwerks. [1f]
Zum Vergleich: Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) sei die Bevölkerung in Deutschland einer natürlichen Strahlenexposition in Höhe einer jährlichen Dosis von durchschnittlich 2,1 Millisievert ausgesetzt. Hinzu käme noch eine sogenannte "zivilisatorischen Strahlenexposition". Diese Strahlung aus medizinischer oder technischer Anwendung beträgt laut BFS in Deutschland circa 1,8 Millisievert pro Jahr. [2]
Das strahlende Erbe der Katastrophe seien die radioaktiven Brennstäbe und der geschmolzene Brennstoff, die bis heute nicht geborgen werden konnten. Das Problem: Noch immer sei wenig bekannt, wie es in den Reaktoren aussieht, in denen sich wegen des Ausfalls der Kühlsysteme eine Kernschmelze ereignet hatte. Doch ohne genaues Wissen, wie es in den Reaktoren aussieht und wie die Beschaffenheit des Materials ist, ließe sich eine geplante Bergung und der Abbau der Reaktoren nicht umsetzen, so Medienberichte. [3]
Nach aktuellen Erhebungen würden in den Reaktoren 1 bis 3 in Fukushima noch jeweils mehrere Hundert abgebrannte Brennstäbe in Abklingbecken lagern. Es sollen insgesamt rund 1.500 sein. [4]
Angeblich sei für das Jahr 2023 der Beginn für die Bergung der Brennstäbe aus den Reaktoren geplant. Noch komplizierter sei es aber, an den geschmolzenen Brennstoff zu gelangen. Dieser solle bereits im Jahr 2021 geborgen werden. Da die Strahlung im Inneren tödlich sei, müssten Roboter eingesetzt werden, um den Brennstoff zu lokalisieren, so die Betreiber der Atomruine. [1f]
Mittlerweile sollen der japanische Elektronikkonzern Toshiba und der amerikanische Konzern General Electric, Hersteller des Reaktors, einen Roboter entwickelt haben, um den geschmolzenen Brennstoff in den Reaktoren näher zu untersuchen. Der 30 cm lange und 19 cm breite Roboter werde zum Einsatz durch eine Röhre auf den Boden geführt.
Ausgestattet mit einer Kamera, LED-Lampen, einem Thermometer, einem Dosimeter und einem Schwenkkopf an dem sich Greifarme befinden, soll damit versucht werden die Beschaffenheit des am Boden befindlichen Materials festzustellen. Mit dem ferngesteuerten Gerät lässt sich ein Gewicht von bis zu 2 kg heben. Laut Tepco lasse sich erst mit den dadurch gewonnenen Informationen ein Verfahren zur Bergung des geschmolzenen Brennstoffs entwickeln. [3f]
Doch nicht nur der alte Brennstoff soll entsorgt werden. Noch immer müssen die seit 2011 havarierten Reaktoren permanent gekühlt werden. Außerdem soll Grundwasser nach wie vor in die Untergeschosse der Reaktoren eindringen. Dort mischt es sich mit dem Wasser, mit dem Tepco die zerstörten Reaktoren kühlt. Ein Teil des radioaktiv belasteten Wassers wird nach Durchlaufen eines Filtersystems in riesigen Tanks zwischengelagert. [1f]
Mittlerweile sollen es an die 1,1 Millionen Tonnen sein, die in riesigen Tanks auf dem Gelände gelagert werden. Das Limit sei fast erreicht. Zudem seien die Tanks mit dem konterminierten Wasser ein erhebliches Sicherheitsrisiko bei einem Erdbeben oder einem Tsunami, so die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA).
Ginge es nach den Vorstellungen des Betreibers, so solle das nur teilweise gereinigte Wasser, welches noch immer Tritium, Jod 129, Ruthenium 106 und Technetium enthält, ins Meer entsorgen werden. [3f]
Laut Tepco solle das Vorhaben der kompletten Stilllegung Fukushima 30 bis 40 Jahre in Anspruch nehmen. [4]
Einzelnachweise
[1] Tepco sieht bei Fukushima-Ruine Fortschritte, auf: n-tv Online (n-tv.de), vom 31. Januar 2019. Abruf am 04. Februar 2019.
[2] Wie hoch ist die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland?, auf: Bundesamt für Strahlenschutz Online (bfs.de), vom 10. August 2018. Abruf am 04. Februar 2019.
[3] Fukushima: Roboter soll erstmals Boden von Reaktor 2 untersuchen, von Florian Rötzer, auf: Heise Online (heise.de), vom 30. Januar 2019. Abruf am 04. Februar 2019.
[4] Betreiber sieht Fortschritte in der Atomruine Fukushima, auf: Münchner Merkur Online (merkur.de), vom 31. Januar 2019. Abruf am 04. Februar 2019.