Nur 15 Prozent des Energieverbrauchs durch Erneuerbare Energien in Deutschland gedeckt

Die Strombranche sowie die Bundesregierung brüsten sich gerne damit, wonach in Deutschland gut 40 bis 45% des hergestellten Stroms auf Erneuerbaren Energien basiere. Doch ist diese Bilanz nur die halbe Wahrheit. Denn, darauf weist jetzt Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) hin: Nehme man die gesamte Energiebilanz als Basis, also auch die Heizkosten, könne man nur noch von einem 14 Prozent Anteil an Erneuerbare Energie sprechen.[i]

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Gas ist immer noch mit die günstigste Energiequelle.

Grund für diese schlechte Bilanz für Strom aus Wasserkraft, Windkraft oder Photovoltaik: Gerade zum Heizen nutzen die meisten Deutschen nach wie vor das erheblich günstigere klassische Erdgas, als Strom, der in Deutschland mittlerweile exorbitant teuer ist.

Wibke H., eine Hausbesitzerin im schwäbischen Göppingen, erklärt gegenüber dem Stromanzeiger: "Ich hatte mein Einzelhaus jahrelang mit klassischem Strom beheizt, da das Ende der 1970er Jahre als sehr schick galt, einen Elektronachtspeicher im Haus zu haben. Zudem war Strom damals extrem günstig."

Doch mit der Einleitung der Ökowende hin zu einem deutlich höheren Anteil an Erneuerbaren Energien auf Grund des EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) verdoppelte sich der Strompreis in den vergangenen 10 Jahren. Für Hausbesitzer wird Strom damit immer unbezahlbarer.

 

Wibke H. führt aus: "Als Rentnerin erhalte ich nicht viel Geld. Deshalb musste ich gerade beim Beheizen des Hauses schauen, die Kosten herunterzubekommen."

Bislang habe sie das Heizen mit Strom trotz zahlreicher nicht beheizter kühlerer Räume jährlich zwischen 3000 und 4000 Euro gekostet. Seitdem sie den Nachtspeicher abbauen habe lassen und auf eine Gaszentralheizung umgestellt habe, könne sie jährlich gut 70% an Energiekosten sparen.

Das dürfte Balsam für Verbände wie den Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie sein, der genau in dieses Horn stößt.

Zwar begrüße man die Pläne der Bundesregierung eine Energiewende in Deutschland herbeizuführen, heißt es. Doch gleichzeitig weise der Energieverband einmal mehr darauf hin, dass es ohne konventionelle Energieträge wie Gas eben auch nicht gehe.

Neueste Zahlen weisen eine sinkende Fördermenge von Gas oder Öl für Deutschland aus. Seien 2003, also vor 16 Jahren, noch 3,8 Milliarden Tonnen Öl aus deutschem Boden gepumpt worden, hatte sich 2018 die Fördermenge fast halbiert.

70 Prozent Rückgang

Ähnlich sei die Tendenz beim Erdgas. Hier sei die Fördermenge von 2003 bis 2018 um über 70 Prozent gesunken auf derzeit nur noch rund 6,3 Milliarden Kubikmeter.

Somit decke die heimische Gasförderung noch gut 7 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland ab, teilte der Verband mit.

Ursächlich hierfür seien aber vor allem teils massive Widerstände in der Bevölkerung, die sich gegen Bohrungen wendeten.

Damit befinde sich die deutsche Erdöl- und Erdgasindustrie in einer ähnlichen Lage, wie Betreiber von Stromtrassen, Deutsche Bahn oder Wasserverbände. Sobald die Planung eines größeren Infrastrukturprojektes Konturen annehme, reagierten viele Bürger teils massiv ablehnend, so der BVEG. Hier könne nur der intensivere Dialog mit Bürgern und der lokalen Politik helfen, ist man überzeugt.

Dialog notwendig

So erklärte der BVEG-Geschäftsführer: "Wir müssen raus aus der ideologisierten Debatte, dass jeder andere Energieträger außer den erneuerbaren Energien zu verhindern ist."

Zudem wies er daraufhin: Nach Berechnungen des BVEG bewegten sich die CO2-Emissionen auf dem Niveau vor bald 10 Jahren, auf 2010. Dies zeige, dass der Ausbau von Windkraft und Solaranlagen den Ausstieg aus der Atomkraft bislang nicht kompensieren könne.

Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen aus dem Jahr 2015 haben sich weltweit rund 200 Staaten dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren (wir berichteten). Das Ziel ist es, die weltweite Klimaerwärmung auf maximal 1,5 bis 2,0 Grad bis 2050 einzuschränken. Gelinge dies nicht, drohten weltweite Naturkatastrophen mit der Folge, dass die Anzahl der Klimaflüchtlinge auf gut 160 Millionen Menschen ansteige.

Einzelnachweise


[i] „Ohne Fracking ist Wachstum nicht möglich“. Die Erdöl- und Erdgasindustrie klagt über wachsende Widerstände gegen die Gasförderung. Die Fördermenge ist zuletzt deutlich gesunken, von Jens Heitmann, In: Göttinger Tagblatt Online vom 12.3.2019. Abgerufen am 14.3.2019.

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