Die Strompreise in Deutschland gehören jetzt schon zu den höchsten weltweit. Sie haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem ernsthaften Nebenkostenfaktor für jeden Mieter oder Eigenheimbesitzer entwickelt. 30 oder 35 Euro pro Monat an Stromkosten für einen Singlehaushalt sind keine Seltenheit. Vor allem wenn die Elektrogeräte nicht zur A+-Klasse gehören.
Jetzt wird Strom in Deutschland noch teurer und vor allem Wähler der GRÜNEN dürfte das freuen. Denn sie fordern schon lange, dass die Bürger noch mehr für die Energiewende weg von Öl, Benzin und der Steinkohle zahlen sollen.
So erhöht nun die Große Koalition in Berlin aus CDU/CSU und SPD die von fast jedem Stromkunden (Ausnahme: Großindustrie) zu zahlende staatlich festgelegte EEU-Umlage. Die EEG-Umlage wird mit jeder Strompreisrechnung zumindest prozentual ausgewiesen.
Die F.A.Z. schreibt jedenfalls, wonach ab Januar 2020 die EEG-Umlage um kräftige 0,35 Cent je Kilowattstunde (kWh) auf dann 6,756 Cent angehoben werde. [1|
Kosten steigen
Dies mache für einen durchschnittlichen 4-Personen Haushalt Mehrkosten von rund 13 Euro im Jahr. Für einen Durchschnittshaushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch errechnen sich Mehrkosten von knapp 13 Euro im Jahr. Das klingt nicht viel, ist es aber in Summe auf Millionen Haushalte umgerechnet doch.
Stromsparer.de rechnete schon 2017 in einer Simulation vor, was passieren würde, wenn die EEG-Umlage auf den Strompreis nicht um 0,35 Cent je Kilowattstunde steigen würde, sondern um das Dreifache, also 1 Cent, auf zum Beispiel 7,3 Cent / kWh:
Auch die vier Monopolisten der deutschen Stromautobahnen, die sogenannten Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO, 50Hertz Transmission, Amprion und TransnetBW von EnBW Energie Baden-Württemberg wollen die Strompreise weiter in die Höhe treiben.
Sie hatten zum Oktober durch die staatliche Bundesnetzagentur die Genehmigung erhalten, schon wieder ihre Gebühren für den Betrieb der Stromautobahnen, also unter anderem der Überland-Strommasten, zu erhöhen im Rahmen einer Anhebung der sogenannten „Übertragungsnetzgebühren“.
Um saftige 15 Prozent wollen die durchaus umstrittenen Monopolisten Tennet, 50Hertz Transmission, Amprion und TransnetBW die Verteilungsnetz-Gebühren erhöhen. Warum eine solche drastische Erhöhung notwendig sein soll, ist zwar vielen in der Branche schleierhaft. Aber um wortreiche Erklärungen waren die Monopolisten noch nie verlegen.
Ob nun ebenso die über 800 lokalen Verteilnetzbetreiber ihre ebenfalls über die monatliche Stromrechnung von den Energieversorgern einzutreibenden „Verteilnetzgebühren“ (für die lokalen Stromnetze) erhöhen, bleibt abzuwarten.
Die meisten Verteilnetzbetreiber sind lokalen Stadtwerke. Sie sind wiederum stark mit der lokalen Politik verwurzelt. Da die Stadtwerke häufig lokale Institutionen fördern, haben sie bei Preisverhandlungen meist gute Karten in der Politik. Außerdem gibt es lokale Aufsichtsrats-Mandate zu verteilen. Dabei werden wiederum Stadträte oder Gemeinderäte gerne berücksichtigt. Oftmals ein Geschäft auf Gegenseitigkeit könnte man meinen.
Fakt ist: Gut 80 Prozent des monatlich zu zahlenden Strompreises gibt der deutsche Staat vor.
Grund: Die Preisvergleichsportale treiben mit ihrer Marktmacht viele Energieversorger in eine ruinöse Preis-Abwärtsspirale rund um spätestens nach sechs Wochen an Neukunden zu zahlende „Sofortboni“ und mit Ablauf des ersten Jahres zu zahlenden „Jahresboni“.
Denn ein großer Energieversorger zahlt schon mal in wenigen Jahren bis zu 40 Millionen Euro und mehr an die beiden Preisvergleichsportale an „Provisionen“ für die Vermittlung neuer Stromkunden.
Da aber die Preisvergleichsportale im Energiemarkt mittlerweile so stark sind, kommen vor allem private Energieversorger, die den Wettbewerb beleben sollen und wollen, kaum an ihnen vorbei.
Pro Kunde müssen sie im Schnitt zwischen 40 und 70 Euro Provision an die Portale bezahlen.
Also die betroffenen Unternehmen in die Verlustzone. Denn erst nach zwei Jahren ist ein solcher Kunde profitabel. Ein Ritt auf der ökonomischen Rasierklinge für die um Kunden kämpfenden Energieversorger.
Da bis zu 60% der Neukunden bereits im ersten Jahr nach Abgreifen der Boni wieder kündigen, treibt das den Strommarkt für die um Kunden kämpfenden Energieversorger weiter ins Negative.
Schlagzeilen vom Konkurses eines Energieversorgers – wir alle uund die Politik haben sich längst daran gewöhnt. Auch die jetzt in den Schlagzeilen gekommene BEV Energie (BEV) ist unter anderem daran gescheitert. Man nimmt Pleiten von Stromversorgern Jahr für Jahr als Kollateralschaden einfach hin. Komfortable raus kommen dabei häufig die teureren Stadtwerke und eben die Preisvergleichsportale.
Ein Umstand, der längst vom Gesetzgeber beendet gehört. Aktuell liegt die EEG-Umlage bei 6,405 Cent.
[1] 0,35 Cent je Kilowattstunde : Ökostromumlage steigt wieder, von: Andreas Mihm, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Online vom 14.10.2019. Abgerufen am 17.10.2019.
[1] EEG-Umlage lässt Strompreise 2017 um 1,4 Milliarden Euro steigen, von: Heddi, auf: stromsparer.de vom 26.7.2016. Abgerufen am 16.10.2019.