Atomkraft Keine neuen Atomkraftwerke in Großbritannien von Hitachi und Toshiba

Die japanischen Elektronikkonzerne legen ihre AKW-Pläne in UK ad acta. Nun drohen Milliarden Verluste. Die Atomkraft-Branche leidet unter stark steigenden Kosten und der Konkurrenz günstigerer Energieträger.

Pixabay.com / CC0 Creative Commons
Wird es bald dunkel in Großbritannien? Drei neue AKW werden nicht gebaut. Sieben alte gehen bis 2030 vom Netz. Zudem werden noch sieben Kohlekraftwerke bis 2025 stillgelegt.

Im Brexit-Chaos der vergangenen Monate gingen zwei wichtige Entscheidungen für die britische Energieversorgung der kommenden Jahrzehnte unter. Im November 2018 verkündete der japanische Elektronikkonzern Toshiba das Aus seiner britischen Tochtergesellschaft NuGen.

Dies hat zur Folge, dass ein neues Atomkraftwerk (AKW) im nordenglischen Moorside nicht gebaut werde. Laut Planungen sollte allein das fertiggestellte AKW sieben Prozent der britischen Stromversorgung übernehmen. Der Planungs- und Baustopp soll dem Konzern nach eigenen Angaben etwa 15 Milliarden Yen (12 Mrd. Euro) kosten. [1]

Bereits im Januar 2018 habe der japanische Elektroriese sein amerikanisches Atomgeschäft abgestoßen. Der Konzern soll damals rund 6,3 Milliarden Doller (5,5 Mrd. Euro) abgeschrieben haben. [2]

 

Auch Hitachi stoppt AKW-Bau in Wales und England

Rund zwei Monate nach Toshiba verkündete auch der japanische Hitachi-Konzern und seine britische Tochterfirma Horizon Nuclear Power das vorläufige Aus für sein AKW-Projekt in Wales. Auf der Insel Anglesey sollte ein AKW gebaut werden, welches sechs Prozent der britischen Stromversorgung übernommen hätte. Das 16 Milliarden Pfund (18 Mrd. Euro)teure Bauprojekt hätte 60 Jahre lang Strom liefern sollen. 8.500 Arbeitsplätze wären entstanden. [3]

Ebenfalls habe sich die Firma Horizon Nuclear Power von Planungen für ein AKW in Oldburyin der Grafschaft Gloucestershire zurückgezogen. Im Endeffekt hätten die drei fehlenden AKW in Zukunft etwa 15 Prozent des britischen Strombedarfs gedeckt.

Problem: Sieben von acht AKW gehen bis 2030 vom Netz

Zu den drei AKW, die wohl nicht an das Netz gehen werden, sollen laut Medienberichten bis 2030 noch sieben weitere ältere Kraftwerke kommen, die vom Netz genommen werden. Hinzu käme noch die Stilllegung von sieben Kohlekraftwerken bis zum Jahr 2025 um die CO2-Emissionen zu senken. [4]

Ursprünglich wollte die britische Regierung mindestens sechs neue AKW errichten lassen, die rund 20 Prozent des Stromverbrauchs hätten decken können. Damit sollten die Verluste durch die Stilllegungen der alten AKW und der Kohlekraftwerke aufgefangen werden, so jedenfalls die Planungen.

Doch aktuell scheint nur ein AKW das Planungsstadium verlassen zu haben. So baue der französische Energiekonzern EDF in Grafschaft Somerset ein neues 20 Milliarden Pfund (22 Milliarden Euro) teures AKW. Der Baubeginn war im Jahr 2017, laut Zeitplan solle es im Jahr 2025 in Betrieb gehen. Nach Medienberichten könne sich die Fertigstellung aber bis in das Jahr 2027 verzögern.

Bau und Betrieb von AKW wenig lukrativ

Seit die Erneuerbaren Energien immer größere Anteile am Strombedarf decken können und dadurch auch ihre Kosten sinken, sei der Bau und Betrieb von AKW wenig lukrativ. So seien etwa die beiden Hitachi-AKW auch an zu hohen von den Japanern geforderten Strom-Abnahmepreisen gescheitert, welche die britische Regierung hätte garantieren müssen. EDF habe sich für sein AKW eine Preisgarantie von mehr als 90 Pfund (mehr als 100 Euro) pro Megawattstunde Strom plus Inflationsaufschlag zusichern lassen, so Medienberichte. Laut Kritikern sei dieser Wert weit über den Marktpreis. [4f]

Einzelnachweise

[1] Toshiba gibt Kernkraftpläne für Grossbritannien auf, von Patrick Welter, auf: Neue Zürcher Zeitung Online (nzz.ch), vom 08. November 2018. Abruf am 05. Februar 2019.

[2] Toshiba verkauft insolvente AKW-Sparte, auf: Frankfurter Allgemeine Zeitung Olnine (faz.net), vom 08. Januar 2018. Abruf am 05. Februar 2019.

[3] After Japanese firm Hiatchi scraps its £20bn nuclear power plant in Wales, von Alex Brummer, auf: Daily Mail Online (dailymail.co.uk), vom 18. Januar 2019. Abruf am 05. Februar 2019.

[4] Nach Baustopp steht die britische Nuklearpolitik auf dem Prüfstand, auf: en-former.com, vom 23. Januar 2019. Abruf am 05. Februar 2019.


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